Rezi: Die Heilerin von Salerno


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Ina-Marie Cassens
Die Heilerin von Salerno
Historischer Roman
Knaur
TB, 573 Seiten
ISBN: 3426633388


Frauenheilkunde im 11. Jahrhundert

Man nehme eine große Menge Heilkunde, zerteile diese in ihre einzelnen Bestandteile, füge eine gehörige Portion Religion dazu, etwas Liebe, eine gute Handvoll Mut und rühre kräftig um. Man erhält einen Roman, der eine fortschrittliche Frau des elften Jahrhunderts zeigt, die für ihre Ideale kämpft und nicht nur einmal ihr Leben aufs Spiel setzt. Ein Roman, der nachdenklich stimmt.

Auf der Suche nach einem Heilmittel gegen die Fallsucht

Erzählt wird ein Stück aus dem Leben der Ärztin Trota, die ein Heilmittel für die Krankheit ihres Sohnes sucht und auf ihrem Weg nicht nur unglaubliche Entdeckungen macht, sondern auch operative Eingriffe vornimmt und sich gegen männliche Ärzte behaupten muss. Sie trifft die Liebe ihres Lebens wieder und schockiert in vielerlei Hinsicht.

Die Autorin skizziert hier das Bild einer Frau, die nicht nur für die damalige Zeit im wahrsten Sinne des Wortes als fortschrittlich bezeichnet werden kann. Sich an das Thema der Abtreibung zu wagen, erfordert Mut und ist selbst in der heutigen Zeit, in der es gang und gäbe ist, dass Frauen Kranke behandeln und leitende Stellungen inne haben, eine heikle Angelegenheit. Oft gibt sich Trota Tagträumen hin, ist für kurze Augenblicke in Gedanken an früheren Orten, doch diese Augenblicke sind so kurz, dass der Leser kaum Gelegenheit hat, sich an die neue Umgebung und Situation zu gewöhnen, da sind sie auch schon wieder vorüber. Ina-Marie Cassens nutzt diese Tagträume, um Rückblenden gleich etwas mehr über ihre Protagonistin, ihre Vergangenheit, zu erzählen, doch bleibt diese bruchstückhaft.

Damit nicht genug würzt Ina-Marie Cassens ihren Roman noch mit der Liebe zwischen einer Christin und einem Moslem. Damals wie heute ist eine solche Verbindung Gegenstand des Anstoßes und vielen Anfeindungen ausgesetzt. Seltsam erscheint dann, dass Halifa, der Moslem, auch noch konvertiert und dies keine Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Geschichte hat, denn Trota kehrt zu ihrem Ehemann zurück.

Schlachten werden gestreift. Mit dem eigentlichen Thema des Buches haben sie eher wenig zu tun, wohl deshalb hat die Autorin sie nicht weiter ausgeführt, doch wäre es hier vielleicht besser gewesen, weniger um diese große Liebe und dafür mehr von der Umgebung zu präsentieren. Durch den Roman dümpelt eine leichte Spannung, denn der Leser möchte letzten Endes doch wissen, ob die Protagonistin Erfolg mit ihrer Suche hat und ein Heilmittel findet. Aber leider reicht die Spannung nicht aus, um in der Geschichte gefesselt zu bleiben.

Viel zu viel Stoff für ein Buch steckt in diesem Roman, mit ihrem Wissen und Recherchen über Heilkunde und Medizin sowie die historischen Begebenheiten hätte die Autorin viel mehr machen können. Hier wirkt alles zu gedrängt.

Alles in allem bietet dieser Roman zwar eine Fülle an Informationen über die Medizin des Abendlandes im 11. Jahrhundert und regt zum Nachdenken an, so richtig spannend ist er aber nicht.

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