Rezensionen - Historisch

Sonntag, 17. Februar 2008

Rezi: Die Frauen der Wolkenraths

Auf der Histo-Couch bereits erschienen und nun auch hier zu lesen: Meine Meinung zu diesem Buch:



Elke Vesper
Die Frauen der Wolkenraths
Historische Familien-Saga
Krüger
HC, 480 Seiten
ISBN: 3810522902



Eine Familiensaga in Dresden inmitten der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit des I. Weltkriegs

Käthe ist eine Frau von denen, wie sie uns gerade in dieser Zeit immer wieder begegnen. Eine Frau, die klaglos von früh bis spät schafft und dabei ihre Familie zusammenzuhalten versucht, das wirkliche Familienoberhaupt halt. Eine Frau, die ihre Gefühle zu verbergen sucht und mehr für andere da ist als für sich selbst, eine jener Frauen, die bereits in mittleren Jahren schon ein mit tiefen Falten durchfurchtes Gesicht haben, dabei aber wache Augen und einen wachen Geist. Einer solchen Frau wünscht man nur das Beste, denn auf sie kann man sich absolut verlassen.

Sie ist Ehefrau, Mutter, Meisterin-Ersatz und heimliche Geliebte. Und als der Krieg ausbricht und ihre Söhne zu Soldaten werden, bangt sie mit Millionen anderer Frauen um deren Leben. Schicksalsschläge drohen sie zu zerstören, doch sie besitzt eine Stärke, die seinesgleichen sucht.

Käthe ist eine der Frauen der Wolkenraths, doch wie der Titel schon sagt, geht es nicht nur um sie. Da ist noch Lysbeth, die Tante ihrer Mutter, schon betagt, aber dabei immer noch flink und weise, hilfsbereit, schlau und immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wird. Lysbeth ist eine Kräuterkundige, nicht selten als Hexe verschrien, obwohl sie nur die Möglichkeiten der Natur in Zusammenhang mit einem fundierten wissenschaftlichen Wissen bei der Behandlung von Kranken, Schwangeren und Gebärenden einsetzt. Dieses Wissen gibt sie an ihre Namensvetterin und Tochter Käthes weiter…

Politik, Schiebereien und Verrat

Die Autorin verwebt wichtige Details unserer Geschichte wie z.B. den Ausbruch des I. Weltkriegs, die politischen Unruhen, Verhaftung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, das „Schieben“ und andere Schlagworte, die uns aus unserem Geschichtsunterricht noch haften geblieben sind, in eine Familiengeschichte und erläutert dadurch handfest, wie die jeweiligen Geschichtsereignisse auf die Menschen eingewirkt haben, wie sie sie ertragen oder bekämpft haben, wie sie damit leben mussten. Und ganz klar geht hervor: Die eigentlichen Helden dieser Zeit sind die Frauen gewesen. Frauen wie die der Wolkenraths.

Das Buch umfasst 479 Seiten, doch beinhaltet es viele Menschenleben mit ihren Hochs und Tiefs. Die Ereignisse scheinen sich manchmal zu überstürzen, und der Leser bekommt einen Bruchteil fast nur durch Schlagzeilen vermittelt, doch ist dies genau das richtige Maß, denn dies ist unsere Geschichte, auch wenn wir erst danach geboren wurden. Wir erinnern uns an das Erzählte unserer Großeltern und sehen daher Vieles mit unserem inneren Auge besser als frühere Geschehnisse.

Haben die Wolkenraths wirklich gelebt?

Mir hat ein wenig ein Vor- oder Nachwort gefehlt, eine Auflistung aller historisch belegten Personen und der Hinweis, ob es sich bei den Wolkenraths um tatsächliche oder erfundene Personen handelt. Auch der Schluss war für mich nicht befriedigend, als fehlte noch etwas. Diese Familiengeschichte aber ließ sich sehr gut lesen und regte zum Nachdenken an – vielleicht ein Grund dafür, dass ich es nicht in einem Rutsch lesen konnte.

Für mich aber ein wirklich gutes Buch, das mich so manches Mal zu Tränen rührte.

Samstag, 12. Januar 2008

Rezi: Die Braut des Magiers

Die Rezension ist auf der Histo-Couch erschienen. Nun auch hier für euch:



Mara Volkers
Die Braut des Magiers
Historisches Märchen
Lübbe
TB, 496 Seiten
ISBN: 3404157656

Klappentext:

Nürnberg Anfang des 16. Jahrhunderts. Für Gisela bricht die Welt zusammen, als ihr Vater bankrott geht und ihr Bräutigam daraufhin die Verlobung löst. Gisela sieht sich und ihre Familie schon im Elend versinken, als der reiche und ziemlich unansehnliche Magister Alban um ihre Hand anhält. Verzweifelt willigt sie in die Verbindung ein und erfährt den wahren Grund für die überstürzte Eheschließung: Auf Alban liegt ein Fluch und in Gisela schlummert die Gabe, ihn zu brechen. Doch die Macht, gegen die sie kämpfen soll, ist sehr viel gefährlicher als sie ahnt.

Der uralte Kampf von Gut und Böse, Gott und Teufel um die Seelen der Menschen in einem märchenhaften Gewand

Als die junge Gisela erfahren muss, dass die Geschäfte ihres Vaters alles andere als gewinnbringend verlaufen und ihr Verlobter daraufhin die Verbindung löst und eine andere Braut zum Altar führt, droht sie fast zu verzweifeln. Da hält ein Ungetüm von einem reichen Magister um ihre Hand an, und Gisela willigt widerstrebend in diese Verbindung ein. Könnte sie es doch weitaus schlechter treffen. Erst nach der stillen Hochzeit erfährt sie von einem Fluch, der auf ihrem Ehemann liegt und den wahren Grund dafür, warum seine Wahl auf sie fiel, denn sie besitzt eine Gabe, diesen Fluch zu brechen. Doch ahnt sie noch nicht, welchen Gefahren sie auf ihrem Weg dorthin ausgesetzt ist…

Das frühe 16. Jahrhundert

Nürnberg im frühen 16. Jahrhundert – eine Zeit des Aufruhrs. Die Bundschuhbewegung sorgt für Erschrecken unter der Obrigkeit, Martin Luther bringt das katholische Weltbild durch seine Thesen durcheinander, Karl V. (König von Spanien) ist noch nicht Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und die Machtgier der Herrscher um den Thron gebiert Intrigen und lässt Scharlatanen wie Sterndeutern und ähnlichen Ratgebern Möglichkeiten, ihre eigenen Taschen mehr als ausreichend zu füllen. Unter ihnen Cajetan, ein Mann, der bereits seit Jahrtausenden auf der Erde lebt, über große Magie verfügt und sein Leben ständig durch die Seelen von besonderen Menschen verlängert. Ihm zu Diensten steht ein Geschöpf, Fulvian genannt. Gemeinsam stürzen sie nicht wenige Menschen ins Verderben.


Eine Frau ist die Rettung


Das Pseudonym Mara Volkers steht für spannende mit Fantasy verwobene gut recherchierte Historie und ist Fans von Iny Lorentz längst bekannt. Wie nicht anders zu erwarten sind sämtliche Charaktere sehr gut dargestellt. Die Protagonistin Gisela wächst uns gar ans Herz, denn macht sie nicht nur aus jeder Situation einfach das Beste, sie geht den Dingen auf den Grund und ist letzten Endes zu mehr in der Lage, als sich selbst der gute Gaudentius hat vorstellen können. Traut er doch einer Frau eigentlich kaum eigenes Denken zu… Der Leser taucht mit dem ersten Wort in die Geschichte ein, baut Sympathien und Antipathien auf, lässt sich von der besonderen Ausstrahlung anstecken und bemerkt bald, dass sich alles zum Guten wenden wird. Voller Spannung wartet er auf die Geschehnisse, die noch folgen werden und wird nicht enttäuscht. Kaum in der Lage das Buch aus der Hand legen zu können, wird uns ein fantastisches Märchen voller Magie im historischen Nürnberg und Umgebung präsentiert. Auch der niveauvolle sprachliche Stil ist der Zeit genau angemessen, jedoch nicht zu abgehoben.

Nicht nur historisch findet sich der Leser zurecht, auch die fantastischen Aspekte sind so anschaulich dargestellt, dass unsere Vorstellungskraft ausreicht, Mara Volkers folgen zu können. Den Schwefelgestank förmlich in der Nase habe ich nicht selten dieselbe gerümpft…

Das schönste historische Märchen, das ich bisher gelesen habe.

Freitag, 14. Dezember 2007

Rezi: Angelica

Meine Rezension ist auf der Histo-Couch bereits erschienen - nun auch hier.



von 10
Arthur Phillips
Angelica
Historischer Roman
Goldmann
HC, 416 Seiten
ISBN: 3442310873


Geschliffen geschriebene philosophische Abhandlung

Die junge Verkäuferin Constance lernt den Wissenschaftler Joseph Barton kennen und steigt durch ihre Heirat mit ihm in die höhere Gesellschaft auf. Doch die Ansicht, damit das große Los gezogen zu haben, gerät zunehmend ins Wanken – denn als Mitglied der besseren Londoner Gesellschaft muss sie sich an gewisse Regeln halten. Als sie nach mehreren Totgeburten endlich das ersehnte Töchterchen Angelica in den Armen hält, ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und dann geschehen merkwürdige Dinge …

Geisterwesen oder Einbildung?

Wer sich vom Umschlagstext her dazu verleiten lässt, dieses Buch aus der Vielzahl von Neuerscheinungen zu picken, mag einen historischen Roman erwarten, aus dem er mehr über das viktorianische England erfährt. Er mag von der Anspielung fasziniert sein, er habe es mit mysteriösen Vorgängen in einem riesigen Anwesen zu tun; sogar von Gespenstern und einem Mordplan ist die Rede.

Das Buch umfasst 414 Seiten, so dass der Leser durchaus erwarten kann, nach 322 Seiten eine Handlung zu erkennen, doch Gegenstand dieses Romans ist es eher, die durch das Ausquartieren des vierjährigen Mädchens aus dem elterlichen Schlafzimmer hervorgerufene Veränderung aus verschiedenen Sichtweisen zu beleuchten.

Drei Frauen und ein Mann

Angefangen mit dem Teil der Constance Barton versucht Arthur Phillips hier dem Leser den etwas verworrenen Lebensweg der Dame des Hauses vorrangig aus ihrer Sicht nahe zu bringen. Gelegentlich eingefügte Sätze, die ein Erzähler offenbar an einen Arzt richtet, verwirren mehr, als dass sie hilfreich sind. Wenn ungefähr nach 60 Seiten von einem Zeitungsartikel die Rede ist, in welchem von ermordeten Frauen und ihren Kindern berichtet wird, mag sich der Leser denken, dass nun Spannung aufkommen dürfte. Doch leider wird er enttäuscht werden, denn es ist lediglich ein Zeitungsartikel ohne weitere Bedeutung. Am Ende dieses Teils geschieht dann etwas, das den Leser dazu ermutigt, weiter zu lesen.

Es geht im zweiten Teil um eine Frau namens Anne Montague. Diese nun erzählt den Abschnitt der Veränderung im Hause Barton, wie sie ihn erlebt hat und stellt sich eindeutig auf die Seite der Hausherrin. In diesem Abschnitt erfährt der Leser ein wenig mehr über die Bedienstete Nora, doch wird auch nicht weiter aufgeklärt, was nun tatsächlich geschehen ist. Offenbar hat jeder Familienangehörige eine andere Auffassung und ein anderes Realitätsempfinden von dieser Veränderung.

Im nächsten Teil des Buches nun kommt der Hausherr zu Worte. Nicht minder verwirrend, versucht der Autor viel zu erzählen, aber ohne etwas zu sagen. Wenn bisher noch nicht geschehen, dürfte hier der Leser endgültig die Lust am Weiterlesen verloren haben. Erinnert der Roman doch eher an eine wissenschaftliche oder philosophische Abhandlung als an einen spannenden historischen Roman.

Ohne jegliche Spannung kommt der Leser zum vierten und schlussendlich letzten Teil, der nun endlich den Namen Angelicas trägt. Doch auch wenn sie hier die Erzählerin ist, so geht es doch eher um ihre Erinnerungen und die ihrer Mutter. Ganz am Ende des Buches wird dann endlich aufgeklärt, was überhaupt passiert ist und die Ursache dessen philosophisch und psychologisch zerfasert.

Stilistisch sehr geschliffen, holt der Autor einiges aus einem Thema heraus, welches allerdings lange nicht erkennbar bleibt und weder mit dem Titel noch dem Umschlagstext etwas zu tun hat und durch häufiges Wechseln der Gedanken und Erinnerungen sowie zwischengeschobene Fragen an einen sonst nicht auftauchenden Arzt oder Psychologen äußerst verwirrend bleibt und keine Spannung aufkommen lässt. Während die Farbe des Einbandes durchaus ansprechend ist, hätte der Fehler im Namen des Autors auf dem Buchrücken nicht passieren dürfen.

Dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen.

Dienstag, 20. November 2007

Rezi: Die Stunde des Venezianers

Nachdem meine Rezension auf der Histo-Couch erschienen ist, darf ich sie euch nun auch hier repräsentieren:




Marie Cristen

Die Stunde des Venezianers
Historischer Roman
Knaur
HC, 501 Seiten
ISBN: 3426661802

Eine große Liebesgeschichte aus dem 14. Jahrhundert

Als einzige Überlebende einer Pestepidemie wächst die junge Adlige Aimée Andrieu bei ihrer Großmutter Violante auf und lernt auf der Hochzeit Philipps des Kühnen mit Margarete von Flandern den charmanten Ruben Cornelis kennen. Er ist Erbe eines der wichtigsten Handelshäuser Brügges. Doch schon kurz nach der baldigen Heirat stirbt dieser bei einem Schiffsunglück und Aimée Cornelis wird vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Das Handelshaus Cornelis steht vor dem Ruin und die junge Witwe ist „nur“ eine Frau … Wie kann sie die mächtigen Kreditgeber beruhigen, was kann sie tun?

Anfänge des bargeldlosen Handels

Flandern ist im 14. Jahrhundert das Land in Europa, das mit mächtigen Kaufleuten und Handelshäusern den Kampf um den Weltmarkt in der Tuchindustrie aufnimmt. Es ist die Zeit des Hundertjährigen Krieges und selbst der Friede, der 1375 in Brügge geschlossen wird, hält nur zwei Jahre. Marie Cristen bietet uns einen historischen Hintergrund mit historischen Persönlichkeiten wie Philipp dem Kühnen und seiner Frau Margarete, gibt uns Einblick in das damalige Bankenwesen, das in Flandern die bedeutendsten Banken Nordeuropas hervorbrachte und beleuchtet auf eindringliche Art das kaufmännische Gewerbe.

Als junge Witwe hat Aimée nicht gerade den besten Start. Zu dieser Zeit ist die Frau eben „nur“ eine Frau und bestenfalls die Gattin eines erfolgreichen Mannes. Undenkbar, dass eine Frau allein bleibt und sogar Handel treibt. Daher legt man ihr immer wieder nahe, doch entweder wieder zu heiraten oder zu ihren Verwandten zurück zu gehen. Dass Aimée dennoch in Brügge bleibt und zu kämpfen beginnt, dem Handelshaus Cornelis wieder zum wirtschaftlichen Aufschwung verhilft und das ohne sich erneut verheiraten zu lassen, verlangt uns einigen Respekt ab. So sieht der Leser gern darüber hinweg, dass dies recht unglaubwürdig scheint.

Leichte Lektüre für zwischendurch

Gelegentliche Spannungsdämpfer entstehen durch etwas langatmige Kapitel und eine recht einfach gehaltene Satzebene mit einer Romantik, die teilweise ein wenig verklärt dargestellt wird. Allerdings wartet das Buch mit einer großen Liebesgeschichte auf und bietet einiges an Wissenswertem im Handel- und Bankenwesen.

Das Ende scheint dann sehr gerafft, es liest sich im Vergleich zu den 51 Kapiteln davor etwas gehetzt und vermittelt den Eindruck, als wäre keine Zeit mehr verblieben. Doch alles in allem hält der Leser eine leichte Lektüre für zwischendurch in den Händen.

Sehr gut sind nicht nur der Stammbaum des Hauses Cornelis gleich zu Beginn des Buches, um die etwas verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse Aimées zu beleuchten, sondern auch die Anmerkungen der Autorin am Ende. „Die Stunde des Venezianers“ ist zwar der Folgeband von „Beginenfeuer“, doch ist es nicht notwendig, das erste Buch gelesen zu haben, um dem zweiten folgen zu können.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Rezi: Das Buch, in dem die Welt verschwand




Wolfram Fleischhauer
Das Buch, in dem die Welt verschwand
Historischer Roman
Knaur
TB, 448 Seiten
ISBN: 3426627752


Man schreibt das Jahr 1780. Der junge Nürnberger Arzt Nicolai Röschlaub soll einer Reihe merkwürdiger Todesfälle nachgehen. Begleitet von einer rätselhaften jungen Frau beginnt für Nicolai eine Suche, die ihn an die äußersten Grenzen des Landes und ins Innerste seiner Seele führt. Die Zeit drängt, denn das Geheimnis ist aus dem Stoff, der eine Welt zerstören kann.

Ein junger Lizenziat, wissbegierig und experimentierfreudig, wird aus Nürnberg in den Fränkischen Wald gerufen. Was er dort findet, ist eine Reihe beunruhigender Todesfälle, die alle irgendwie miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. Alle Toten haben ein seltsames Geschwür unter dem linken Lungenflügel und sind keines natürlichen Todes gestorben. Im Auftrag des Justizrates Giancarlo Di Tassi versucht er der Sache auf den Grund zu gehen und entdeckt Ungeheuerliches.

Der Titel lenkt den Leser zunächst auf eine völlig falsche Fährte, denn Bücher werden zwar immer mal wieder erwähnt, aber die Handlung dreht sich doch um Morde, Selbstmorde, Postkutschenüberfälle und vielen Fragen, die sich im Laufe der Ermittlungen stellen, beantwortet werden oder die Ermittler auf eine neue Spur bringen. Da wäre zum Beispiel die Unbekannte, die schreiend neben einem brutal ermordeten Mann gefunden wird und quasi aus Rätseln zu bestehen scheint. Nicolai ist von ihr fasziniert, doch ist er sich lange Zeit nicht sicher, was er von ihr zu halten hat.

Es ist die Zeit kurz vor der Französischen Revolution und im Deutschen Reich geht es drunter und drüber. Unzählige Fürstentümer, in denen unterschiedliche Gesetze gelten, erschweren eine Strafverfolgung. So scheint es rechtens, dass es eine Institution gibt, die über allen Gerichten steht und „landesübergreifend“ fungieren kann. Doch gibt es auch Bruderschaften, Sekten, aufgeklärte Geister und jede Menge kriminelle Banden, die sich gegenseitig einen erbitterten Kampf liefern. Das Reisen ist äußerst mühevoll und nicht selten sind durch schwere Unwetter die Straßen derart aufgeweicht, dass ein Fortkommen unmöglich ist und gewartet werden muss. Nicht selten überschlagen sich die Kutschen sogar, Achsen brechen und Straßenräuber treiben ihr Unwesen.

Wolfram Fleischhauer bringt diese Zeit sehr gut zur Geltung. Während der Leser mit Nicolai zusammen auf die Suche geht, erfährt er mehr und mehr über die Menschen dieser Zeit und kann es kaum erwarten, das Rätsel zu lösen und die Todesfälle zu erklären. Geschickt flicht der Autor eine Idee, einen zündenden Gedanken von solcher Brisanz in seine Geschichte ein, die in einem Buch veröffentlicht in ihren Auswirkungen unser aller Leben verändert hat: Das Buch, in dem die Welt verschwand – nämlich die Welt, wie man sie bis dahin gekannt hat.

Zeitweilig hatte ich eine Art Dejavue von „Sleepy Hollow“ und könnte mir Johnny Depp durchaus in der Rolle von Nicolai Röschlaub vorstellen… Ein gutes Buch, wenn auch nicht überragend, denn das eigentliche Thema des Buches ist dann letzten Endes gar nicht mehr so interessant für mich gewesen, als es endlich zur Sprache kam.

Meine Wertung: 8 von 10 Sternen.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Rezi: Tartan und Schwert

Auf der Histo-Couch ist meine Rezension bereits im September erschienen, ein bisschen mit Verspätung nun auch hier:



Jules Watson
Tartan und Schwert
Historischer Roman
Blanvalet
TB, 703 Seiten
ISBN: 344236129X

Ein Blick in das von Magie durchflutete und von Römern besetzte Alba des ersten Jahrhunderts

Nur die Heirat zwischen der schottischen Druidin Rhiann und dem irischen Krieger Eremon kann die zerstrittenen keltischen Stämme für den Kampf gegen die Römer einen. Doch Rhiann - mutig, temperamentvoll und unabhängig -, ist gezeichnet von ihrer blutigen Vergangenheit. Nur aus Pflichtgefühl stimmt sie der Ehe mit dem fremden Krieger zu. Eremon gelingt es, Rhianns Stamm für sich zu gewinnen - und insgeheim ihr Herz zu erobern. Doch inmitten von Chaos, Krieg und Verwüstung ist es schon fast zu spät für die Liebenden...

Tod oder Sklaverei

Der römische Feldherr Agricola befindet sich bereits auf britischem Boden und hat Britannien unterworfen. Nun wendet er sich dem noch freien Gebiet im Norden, Schottland, zu. Den rauen kriegerischen Völkern Albas bleibt kaum eine Wahl: Entweder sie ergeben sich und unterstellen sich Rom oder sie kämpfen und verlieren alles. Eine Einigung der verschiedenen Völker, um vereint gegen die Römer vorzugehen, scheint aussichtslos, bis Eremon, ein junger Krieger aus Erin als Kriegsherr der Epidier die Initiative ergreift und versucht, sämtliche Könige zusammen zu rufen…

Ein wunderbar ausgewogenes Buch zwischen Historie, Fantasie, Magie, Strategie und Intrigen, das uns einen Blick in das sagenumwobene Alba des ersten Jahrhunderts gewährt. Im Vordergrund steht die Epidierprinzessin Rhiann, zugleich druidische Heilerin, und der durch einen Schiffsbruch an Land gespülte Prinz aus Erin: Eremon. Aus rein politischen Gründen werden die beiden miteinander verheiratet, doch bleibt ihre Beziehung weiterhin distanziert. Erst mit der Zeit entwickelt sich Achtung, Anerkennung, Freundschaft und schließlich Liebe. Und es bleibt auch noch die Hoffnung, dass sich eine uralte Prophezeiung erfüllt, die besagt, dass aus Rhianns Linie einst der erste König eines freien Schottlands stammen wird.

Mutige Krieger

Viele gut ausgefeilte Charaktere begegnen uns wie der römische Feldherr Agricola, der getreu ein Ziel verfolgt und sich nie von seinen Gefühlen beherrschen lässt. Wir bekommen die Gelegenheit, die Invasion aus seiner Sicht zu sehen ebenso wie aus der Sicht der verschiedenen Stämme. Uns begegnen Krieger wie der sympathische Conaire, der immer zu seinem Ziehbruder Eremon hält, der Druide Gelert, der am liebsten allein über ganz Alba herrschen würde und eindrucksvolle Menschen wie die Bogenschützin Caitlin. Jules Watson zeichnet jede Figur sehr genau, jeder einzelne bekommt ein Gesicht und wird uns vertraut, so dass es leicht fällt, Sympathien und Antipathien zu entwickeln. Die Dialoge sind natürlich, sprachlich und stilistisch der Zeit entsprechend und vollkommen nachvollziehbar.

Vollendet wird dieser erste Teil der schottischen Saga durch eine Karte Albas mit sämtlichen auf das Gebiet verteilten Stämmen, einem Prolog, der unter die Haut geht und einem sehr ausführlichen, erklärenden Nachwort.

Die Historie kommt hier ein wenig kurz, auch wenn die Belagerung und Kämpfe unter Agricola sehr wohl eine Rolle spielen und treibende Kraft für die Handlung sind, so dreht es sich doch eindeutig mehr um die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte der beiden Protagonisten und deren Bemühungen, einen Weg zu finden, die Römer erfolgreich zu bekämpfen.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was dem Buch viel Abwechslung und Spannung gibt.

Donnerstag, 23. August 2007

Rezi: Die Blutschrift

Auf der Histo-Couch ist meine Rezi ja schon erschienen - nun auch hier:

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Robyn Young
Die Blutschrift
Historischer Roman
Blanvalet
TB, 703 Seiten
ISBN: 3442366577

Die Geschichte der Kreuzzüge aus der Sicht des Westens und des Ostens

„…wir wirken im Verborgenen, und noch nicht einmal der Großmeister weiß von unserer Existenz. Wir nennen uns Anima Templi – die Seele des Tempels.“

William Campbell, ein junger Schotte und Sohn eines Tempelritters, wächst ohne seine Familie im Orden der Templer auf. Er lernt nicht nur mit dem Schwert umzugehen, um eines Tages die Gelübde abzulegen und wie sein Vater zum Ritter geschlagen zu werden damit er dereinst im Heiligen Land die christlichen Siedlungen beschützen kann. Als Sergeant hat er außerdem zuvor viele Pflichten zu erfüllen und eine harte Schule zu durchlaufen. Er lernt schmerzlich, wem er vertrauen kann und wem nicht und steht eines Tages der „Armbrust“, Baibars al-Bunduqdari, gegenüber…

Die beiden Seiten

„Die Blutschrift“ erzählt die Geschichte der Kreuzzüge im späten 13. Jahrhundert, die teilweise auf historisch belegten Fakten beruht. Baibars al-Bunduqdari, Sultan Ägyptens und Syriens, ließ eroberte Kreuzfahrerstädte völlig zerstören, wie das mit Ayn Jalut, Safed und Antiochia geschah. Seine Grausamkeit schien kein Ende zu haben, und dabei war er völlig unberechenbar. Gegebene Versprechen hielt er ein oder auch nicht, und sein Name flößte Furcht und Entsetzen ein, während er noch heute in Teilen des Mittleren Ostens als Held verehrt wird.

Demgegenüber stehen verschiedene Orden von Rittern der westlichen Welt wie die Deutschordensritter, die Johanniterritter oder die Tempelritter. Ihre Aufgabe sollte es sein, die im Heiligen Land eroberten christianisierten Gebiete zu beschützen. Es ist die Zeit vor dem 7. Kreuzzug König Ludwigs IX., Prinz Edward ist noch nicht König von England.

Kreuzritter treffen auf Mamelucken

Robyn Youngs Debüt ist ein Roman, der historische Fakten, Fiktion und eine Mischung aus beidem gekonnt miteinander verbindet. Wie sie selbst in ihren Anmerkungen schreibt, blieb sie dabei so dicht wie möglich an historischen Ereignissen und Charakteren. Prinz Edward, allgemein als „Hammer der Schotten“ oder auch „Longshanks“ bekannt, zeigt sein wahres Gesicht und geht rücksichtslos zu Werke, um die als Pfand einem Orden überlassenen Kronjuwelen möglichst gar nicht erst aushändigen zu müssen. Völlig glaubhaft erzählt die Autorin eine Geschichte, die so brutal und intrigant geschehen sein könnte, ja teilweise sogar geschehen ist.

Das Buch beginnt mit einer Schlacht, in der Baibars al-Bunduqdari noch nicht Sultan ist. Vielleicht nicht der beste Einstieg, denn es fällt schwer, sofort Zugang zu den Personen zu finden, und man betrachtet diese Schlacht zunächst sehr distanziert. Doch mit dem nächsten Kapitel beginnt der rote Faden aufzurollen in Form eines geheimen (fiktiven) Buches einer (fiktiven) geheimen Bruderschaft innerhalb des Templerordens und nimmt rasch Fahrt auf.

Durch häufige Szenenwechsel zu den einzelnen Protagonisten behält der Leser den Überblick über gleichzeitig ablaufende Ereignisse und hat nicht selten das Gefühl, einen Breitwandfilm zu verfolgen. Über die Jahre hinweg verändern sich die Personen, Charaktere formen sich und bilden sich sehr vielfältig aus. Es gibt eigentlich keinen reinen guten oder reinen bösen Charakter, was mir persönlich sehr sympathisch war. Der Roman lebt nicht nur von den Hauptrollen, die Nebenrollen sind ebenso wichtig und runden das gesamte Bild wunderbar ab.

Robyn Young schreibt sehr anschaulich und bringt den Leser mit nur wenigen Attributen mitten in das Geschehen hinein. Gerüche, Geräusche und visuelle Wahrnehmungen sind sofort vorhanden und halten den Leser in einer Spannung gefangen, die es zunehmend erschwert, das Buch zur Seite zu legen.

Ein Auszug aus dem Gralsbuch, eine Karte des Heiligen Landes um 1260, die Anmerkungen der Autorin und ein Glossar runden das Ganze ab. Ein Roman, der auf die Bestsellerlisten gehört!

Dienstag, 31. Juli 2007

Rezi: Ein Sturm wird kommen...

Nachdem meine Rezension auf der Histo-Couch erschienen ist, nun auch hier:


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Tilman Röhrig
Ein Sturm wird kommen von Mitternacht
Historischer Roman
Lübbe
HC, 701 Seiten
ISBN: 3785722230

Historienepos vom Feinsten

Erst vor kurzem lief „Attila“ mit dem schottischen Schauspieler Gerard Butler in der Hauptrolle im Fernsehen und brachte uns das fünfte Jahrhundert mit den Hunnenkriegen auch in unserer Region etwas näher. Und so ist es ein Leichtes, sich zu den historischen Persönlichkeiten in diesem wunderbaren Werk Gesichter vorzustellen.

Wir begegnen vielen historisch bekannten Persönlichkeiten wie zum Beispiel Valentinian III, dem Kaiser des weströmischen Reiches, seiner Schwester Justa Grata Honoria, dem Prokurator von Gallien Flavius Aëtius und dem Großkönig der Hunnen, Bleda.

Die Hunnen, wild, hart und grausam. Aber waren sie nicht mehr als das?

Erzählt wird die Geschichte einer jungen burgundischen Frau, die als Kind auf dem Schlachtfeld in Worms herumirrt und ihren Vater sucht. Doch stattdessen findet sie ein Hunne und nimmt sie mit als seine Kriegsbeute. Fortan kümmert sich der hunnische Truppführer Keve um Goldrun und gibt sie seiner Schwägerin in Obhut.

Während Attila zu Kriegen rüstet, um sich die umliegenden Länder zu unterwerfen und Tribut einzufordern, wächst Goldrun zu einer schönen Frau heran und entwickelt eine Begabung, mit Pferden umzugehen, die sie zur Stallmeisterin des königlichen Gestüts aufsteigen lässt. Ein Mann lässt ihr Herz höher schlagen: Ernak, Attilas jüngster Sohn. Doch ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt und nicht nur einmal scheint es aussichtslos, ihre Beziehung jemals zu legitimieren.

Das Leben bei den Hunnen – wie war das wohl?

Tilman Röhrig schafft von Beginn an eine Situation für den Leser, in der er nicht nur als Zuschauer gebannt eine Szene verfolgt, sondern im Geschehen steckt, als wäre er mitten unter den Kämpfenden. Dies wird dadurch erreicht, dass ein fremdländisches, christliches Kind unter den Hunnen aufwächst. So wird ein Zugang für uns geschaffen, die wir aus der Zukunft in die historische Vergangenheit reisen dürfen.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Natürlich wird der Leser Sympathien und Antipathien zu den Personen entwickeln, aber da die einzelnen Personen sehr individuell und natürlich sind, gibt es kaum einen nur guten und nur schlechten Menschen. Intrigen werden gesponnen, politisch notwendige Entscheidungen getroffen und wie es im Leben so ist, geht es immer auf Kosten der kleinen Leute. Da werden ganze Städte dem Erdboden gleich gemacht, Menschen nicht nur geschändet, sondern auch abgeschlachtet, verbrannt … und das vielleicht nur, um ein Exempel zu statuieren.

In diesem Roman ist vieles vereint: gut recherchierte Historie, Abenteuer, Action, Intrigen, Verrat, aber auch Liebe, Fürsorge und bedingungsloser Gehorsam. Eine Welt erwacht zum Leben, die wir uns nur noch vorstellen können, aber dermaßen lebendig, dass man meint, sie erlebt zu haben.

Timan Röhrig, ein Autor, den man sich merken sollte!

Montag, 30. Juli 2007

Rezi: Der Schattenesser


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Kai Meyer
Der Schattenesser
Historisch-Fantastischer Roman
Heyne
TB (Wanderbuch), 376 Seiten
ISBN: 3453147006

Jüdische Mystik im Dreißigjährigen Krieg

„Es sieht ganz so aus, als sei außer der Liga eine weitere Gefahr über die Stadt gekommen.“ Er stockte, dann fuhr er fort: „Irgend etwas schleicht durch die Gassen und raubt den Menschen ihre Schatten, Sarai, und ich habe nicht die mindeste Vorstellung, was es sein könnte.“

Historischer Hintergrund ist der Bömisch-Pfälzische Krieg

Prag im Jahre 1620. Die Armee Friedrichs von der Pfalz wurde in der Schlacht am Weißen Berg zerschlagen, und als sich Soldaten und Söldner der Katholischen Liga in Prag verbarrikadieren und nach Herzenslust wüten, bittet der „Herzkönig“ Friedrich den Fürsten Siebenbürgens um Hilfe.

Vor dieser historischen Kulisse, in der die Menschen einigen willkürlichen Gefahren ausgesetzt sind, und sogar mit dem Tod dafür bestraft werden, wenn sie auf der Karlsbrücke zu schnell oder zu langsam gehen oder gar stehen bleiben, taucht ein weiterer Schrecken auf: Menschen sterben von eigener Hand, aber das Seltsame daran ist, dass sie alle keinen Schatten werfen. Als Sarai, ein junges jüdisches Mädchen, ihren Vater sterbend vorfindet, ändert sich ihr Leben abrupt. Auf ihrem Weg, die Wahrheit zu ergründen, begegnet sie nicht nur dem „Ewigen“, dem „ohne-Angst-Mann“, sie lernt Joseph, den Golem kennen, wird von Leander Nadeltanz erwählt und fliegt mit Kaspar, der lebenden Kanonenkugel durch die Luft. Uns begegnen ein verrückter Papiermacher und ein seltsamer Hühnerkult...

Fragmente aus der jüdischen Mystik sowie anderen Mythen

Aber was hat es mit dem Schattenesser auf sich? Was ist überhaupt ein Schattenesser, kann man ihn besiegen, und wenn ja, wie? Kai Meyer hat die jüdische Mystik brillant in diese historische Städte fließen lassen und lässt seine Leser nicht nur mehr über einen kleinen Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erfahren und in die Geschichte eintauchen, er lässt ebenso Teile der jüdischen Glaubenslehre lebendig werden wie Überzeugungen der Azteken oder gar Märchenfiguren. Durch seinen Schreibstil, Gedankengänge wiederzugeben und sie vom jeweiligen Handelnden selbst zu hinterfragen, entsteht ein Roman, der zum Teil auf Horrorvisionen und Wahnvorstellungen aufbaut, die sich am Ende auf die eine oder andere Art sogar bewahrheiten.

Der Alchemist Cassius fungiert teilweise als erklärender Erzähler, ein sehr gelehrter Mann, der um die Legenden weiß und Sarai und den Leser nicht immer an seinem Wissen teilhaben lässt. So geht Sarai bis zum Äußersten, um die Wahrheit zu erfahren.

Im Nachwort bekommt der Leser dann einen kleinen Überblick, aus welchem Legendengut Kai Meyer einzelne Mythenstränge entnommen hat und mit den historischen Gegebenheiten verband. Fast alle handelnden Personen sind, so weit ich beurteilen kann, jedoch reine Erfindung.

Ein sehr interessantes Buch, reich verzweigt, teilweise grausam, aber niemals langweilig.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Rezi: Tod vor der Morgenmesse

Nachdem meine Rezension auf der Histo-Couch erschienen ist, kann ich sie nun auch hier präsentieren:


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Peter Tremayne
Tod vor der Morgenmesse
Historischer Kriminalroman
Aufbau-Verlag
TB, 459 Seiten
ISBN: 3746622980

Meine Meinung:

Schwester Fidelma diesmal wieder in Irland

Schwester Fidelma und Bruder Eadulf werden einmal wieder gerufen, um ein Verbrechen aufzuklären, das politische Folgen haben könnte. Wer stach die Äbtissin auf ihrer Pilgerreise nieder und verschleppte ihre Begleiterinnen? Warum fehlt von ihnen seither jede Spur? Was hat es mit dem hinterrücks erschlagenen Bruder im Kloster Ard Fhearta auf sich?

Erschwerte Bedingungen

Als Conrí, der Kriegsherr der Uí Fidgente, Schwester Fidelma und ihren Begleiter Bruder Eadulf zum Kloster Ard Fhearta führt, ahnt noch niemand, dass vor der Morgenmesse ein allseits bekannter Gelehrter ermordet wurde. Und so sieht sich Fidelma, die durch die Tatsache, dass sie die Schwester des regierenden Königs von Muman ist und sie sich auf Uí Fidgente-Gebiet befindet, erschwerten Bedingungen gegenüber. Man begegnet ihr mit Misstrauen, teilweise äußerst abweisend und gibt nur widerwillig Auskünfte, die sich teilweise als irreführend erweisen. Hinter der Ermordung der Äbtissin und Verschleppung der sie begleitenden Nonnen muss mehr stecken als es zunächst den Anschein hat.

Politik und Geheimniskrämerei

Wir schreiben das Jahr 668 und befinden uns im Januar, der Zeit der dunkelsten Tage. Muman grenzt im Norden an Connacht und Laigin und obwohl kürzlich erst der König von Muman, Fidelmas Bruder Colgú, als Herrscher anerkannt wurde, gibt es immer noch Gebiete, in denen es unterschwellig brodelt, in denen Angehörige verschiedenster Stämme der Meinung sind, der Thron gehöre eigentlich einem anderen. Intrigen werden gesponnen, heimliche Verbindungen geschlossen und so wundert es nicht, dass man der Schwester des amtierenden Königs mit Argwohn entgegentritt und selbst Angehörige eines Klosters lieber Stillschweigen bewahren als tatkräftig zu helfen. Immer wieder stößt Schwester Fidelma auf neue Rätsel.

Miss Marple im Nonnengewand

Der Historiker, der sich hinter dem Pseudonym Peter Tremayne verbirgt, bringt uns wieder viele Einzelheiten des 7. Jahrhunderts in Irland nahe. Sein Talent ist zweifelsohne, historische Fakten derart plastisch zu schildern, dass sie dem Leser nicht mehr lehrbuchmäßig erscheinen, sondern sich vor seinen Augen Dinge längst vergangener Zeit abspielen in einer Klarheit, als wäre er dabei. Ein weiteres Bonbon ist seine Art, die Historie in einen Kriminalfall á la Agatha Christie zu verwandeln. Und so darf sich der Leser bei jedem seiner Romane darauf freuen, einer Miss Marple in Nonnengewand zu begegnen, die die Lösung und Aufklärung sämtlicher Verbrechen am Ende jedes Buches in der Hand hält und allen Beteiligten offeriert.

Wer schon Romane aus der Schwester-Fidelma-Reihe gelesen hat, ist zweifelsfrei im Vorteil, denn dieses Buch ist eigentlich der bisher als Letztes erschienene Band und baut auf dem Vorgänger „Der Tod soll auf euch kommen“ auf. Nicht alle Bücher sind Fortsetzungen, aber in der Beziehung von Schwester Fidelma und Bruder Eadulf ändert sich im Laufe der Zeit einiges, und so ist man gut beraten, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Vor allem auch, weil viele kursiv geschriebenen irischen Begriffe nicht in jedem Buch im Anhang erläutert werden.

Das Lesen ist wieder ein reines Vergnügen und mit so mancher nicht vorhersehbaren Wendung gespickt. Oft bekommt der Leser dermaßen viel auf nur wenigen Seiten präsentiert, dass eine Pause ratsam ist, um das Gelesene zu verarbeiten und mit der Geschichte Schritt halten zu können. Also nicht so ganz leichte Kost diesmal.

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