Rezensionen - Historisch

Sonntag, 3. Juni 2007

Rezi: Die Bluterbin

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Hildegard Burri-Bayer

Die Bluterbin
Historischer Roman
Fredebold und Fischer
HC, 608 Seiten
ISBN: 3939674036

Märchen oder Legende?

Etwas Mysteriöses, Seltsames umgibt das Mädchen Marie. Wie aus heiterem Himmel wird sie plötzlich ohnmächtig, ihr schönes Gesicht verzerrt sich zu einer Fratze und sie windet sich in Krämpfen am Boden. Ob sie Dämonen im Leib hat? Oder gar den Teufel persönlich? Die Menschen ihrer näheren Umgebung scheinen davon überzeugt zu sein.

Frankreich im 13. Jahrhundert, die Zeit des „Heiligen Ludwig“.

Als König Ludwig IX. 1244 schwerkrank wurde, gelobte er auf einen Kreuzzug zu gehen, sollte er gesunden. Er genas und setzte sein Vorhaben (erfolglos) in die Tat um. In die Geschichte ist er als leidenschaftlicher Christ und Begründer des Rechnungshofes eingegangen. Kein Wunder also, dass er zum historischen Eckstein eines Romans voller Rätsel und Mysterien wurde.

Die Autorin lässt Ludwig, den Heiligen auf mysteriöse Art gesunden und auf diese Weise zum Beschützer des Mädchens Marie werden. Doch ruft gerade dies Missgunst, Habgier, Neid und Gier hervor und Marie ist fortan ständig in Gefahr. Selbst ihre eigene Familie behandelt sie eher wie eine Aussätzige und schämt sich ihrer, kann sie sich doch die seltsamen Krämpfe nicht erklären. Schnell schlägt man das Kreuzzeichen und ist auch mit wüsten Beschuldigungen schnell bei der Hand. Als auch noch ein Mord geschieht, bleiben dem Kathedralschüler Robert de Forez und Marie nur noch die Flucht.

Ein außergewöhnliches Debüt

Bereits mit Romanen im Bereich der Fantasy und Zeitreise ist Hildegard Burri-Bayer bekannt geworden. Dies ist ihr Debüt im Genre der Historischen Romane und zeigt, welch großes Potential in ihr steckt. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite skizziert die Autorin eine ungewöhnliche Geschichte eines bemerkenswerten Mädchens mit einem außergewöhnlichen Erbe und zugleich eine Liebesgeschichte ganz besonderer Art. Ihr Schreibstil ist dabei der Zeit und Sprache angemessen und wirkt weder zu einfach, noch erlangt er dem Leser zuviel ab. Im Gegenteil ist man versucht, „alles links liegen zu lassen“, um zu erfahren, wie es mit Marie und Robert weiter geht. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass es sich hier nicht um einen „Cliffhanger“ handelt. Hildegard Burri-Bayer hat einen in sich „runden“ Roman geschaffen, der ein unergründliches Phänomen – denn „es gibt mehr zwischen Himmel und Erde“ wie schon William Shakespeare zu sagen wusste – und König Ludwig IX. zusammen bringt.

Ein paar Worte zum Verlag

Auffallend wenig Tippfehler zeugen von einem guten Lektorat, wenn auch einige Male ein Szenenwechsel durch fehlende Formatierung unberücksichtigt blieb. Der relativ junge Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unbekannte deutsche Autoren zu unterstützen, verdient ein großes Lob: „Die Bluterbin“ ist ein gebundenes Buch mit Schutzumschlag und Lesebändchen, auf gutem Papier gedruckt und mit über 600 Seiten für nur 16,95 € zu haben. Das ist ein wirklich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis! Weiter so – so wird auch die Leserschaft unterstützt.

Ein rundum lesenswerter Roman, der den Wunsch auf weitere Romane dieser Autorin weckt.

Samstag, 2. Juni 2007

Rezi: Die Heilerin von Salerno


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Ina-Marie Cassens
Die Heilerin von Salerno
Historischer Roman
Knaur
TB, 573 Seiten
ISBN: 3426633388


Frauenheilkunde im 11. Jahrhundert

Man nehme eine große Menge Heilkunde, zerteile diese in ihre einzelnen Bestandteile, füge eine gehörige Portion Religion dazu, etwas Liebe, eine gute Handvoll Mut und rühre kräftig um. Man erhält einen Roman, der eine fortschrittliche Frau des elften Jahrhunderts zeigt, die für ihre Ideale kämpft und nicht nur einmal ihr Leben aufs Spiel setzt. Ein Roman, der nachdenklich stimmt.

Auf der Suche nach einem Heilmittel gegen die Fallsucht

Erzählt wird ein Stück aus dem Leben der Ärztin Trota, die ein Heilmittel für die Krankheit ihres Sohnes sucht und auf ihrem Weg nicht nur unglaubliche Entdeckungen macht, sondern auch operative Eingriffe vornimmt und sich gegen männliche Ärzte behaupten muss. Sie trifft die Liebe ihres Lebens wieder und schockiert in vielerlei Hinsicht.

Die Autorin skizziert hier das Bild einer Frau, die nicht nur für die damalige Zeit im wahrsten Sinne des Wortes als fortschrittlich bezeichnet werden kann. Sich an das Thema der Abtreibung zu wagen, erfordert Mut und ist selbst in der heutigen Zeit, in der es gang und gäbe ist, dass Frauen Kranke behandeln und leitende Stellungen inne haben, eine heikle Angelegenheit. Oft gibt sich Trota Tagträumen hin, ist für kurze Augenblicke in Gedanken an früheren Orten, doch diese Augenblicke sind so kurz, dass der Leser kaum Gelegenheit hat, sich an die neue Umgebung und Situation zu gewöhnen, da sind sie auch schon wieder vorüber. Ina-Marie Cassens nutzt diese Tagträume, um Rückblenden gleich etwas mehr über ihre Protagonistin, ihre Vergangenheit, zu erzählen, doch bleibt diese bruchstückhaft.

Damit nicht genug würzt Ina-Marie Cassens ihren Roman noch mit der Liebe zwischen einer Christin und einem Moslem. Damals wie heute ist eine solche Verbindung Gegenstand des Anstoßes und vielen Anfeindungen ausgesetzt. Seltsam erscheint dann, dass Halifa, der Moslem, auch noch konvertiert und dies keine Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Geschichte hat, denn Trota kehrt zu ihrem Ehemann zurück.

Schlachten werden gestreift. Mit dem eigentlichen Thema des Buches haben sie eher wenig zu tun, wohl deshalb hat die Autorin sie nicht weiter ausgeführt, doch wäre es hier vielleicht besser gewesen, weniger um diese große Liebe und dafür mehr von der Umgebung zu präsentieren. Durch den Roman dümpelt eine leichte Spannung, denn der Leser möchte letzten Endes doch wissen, ob die Protagonistin Erfolg mit ihrer Suche hat und ein Heilmittel findet. Aber leider reicht die Spannung nicht aus, um in der Geschichte gefesselt zu bleiben.

Viel zu viel Stoff für ein Buch steckt in diesem Roman, mit ihrem Wissen und Recherchen über Heilkunde und Medizin sowie die historischen Begebenheiten hätte die Autorin viel mehr machen können. Hier wirkt alles zu gedrängt.

Alles in allem bietet dieser Roman zwar eine Fülle an Informationen über die Medizin des Abendlandes im 11. Jahrhundert und regt zum Nachdenken an, so richtig spannend ist er aber nicht.

Mittwoch, 18. April 2007

Rezi: Boudica - Die Herrin der Kelten

Eine weitere Rezension, die ich für die Histo-Couch geschrieben haben:

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Manda Scott

Boudica - 1. Die Herrin der Kelten
Historischer Roman
Blanvalet
TB, 759 Seiten
ISBN: 3442364868


Inhaltsangabe:

Britannien im Jahre 33 n. Chr.: Schon lange wird Breaca, die rothaarige Tochter des Kelten-Anführers vom Stamm der Eceni, von einem Traum verfolgt, den sie nicht deuten kann: Ihr Volk wird von Adlern attackiert. Noch ahnt sie nicht, dass dies ein Zeichen für die kommende Invasion Britanniens durch die Römer und ihre von einer Adlerstandarte angeführte IX. Legion ist. Im Kampf gegen die Eroberer wird Breaca zur gefeierten Kriegerin und Königin der Kelten - zu "Boudica - die Siegreiche".

Bereits bei ihrer ersten schicksalhaften Begegnung können sich Breaca und Caradoc, der zukünftige keltische Kriegsherr in Britannien, nicht leiden. Caradoc fehlt in Breacas Augen eindeutig der Respekt für die alten keltischen Traditionen. Aber ein Besuch ihrer Familie am Hof von Caradocs Vater ist unvermeidlich. Dort jedoch geschieht das Entsetzliche: Bei einem überraschenden Überfall der Römer wird ihr Halbbruder Bán entführt und als Sklave verschleppt. Für Bán gibt es nur einen Grund weiter zu leben: Rache an dem vermuteten Verräter Caradoc. Schnell steigt der Gefangene in den Rängen der römischen Kavallerie auf und wird schließlich Mitglied der römischen Eroberungstruppen in Britannien. Allerdings ahnt er nicht, dass seine Schwester Breaca angesichts der Übermacht der römischen Gegner längst ihre Differenzen mit Caradoc beendet hat. Eines Tages stehen sie sich dann gegenüber: Bán, der listig die Armeen Britanniens schwächt, und seine totgeglaubte Schwester Breaca, die in den Armen eines Verräters liegt. Es ist die Nacht vor der entscheidenden Schlacht bei Medway...

Meine Meinung:

Eine atemberaubende Reise ins erste Jahrhundert nach Christus

Wen das britische Inselreich, historische Persönlichkeiten und keltische Kultur interessiert, würde bestimmt gern in eine Zeitmaschine steigen und alles mit eigenen Augen betrachten. Da dies jedoch (noch) nicht geht, müssen wir uns mit Geschichtsbüchern behelfen. Und manchmal haben wir Glück und geraten an ein solches Buch, das historische Fragmente einer längst vergangenen Zeit derart zusammen setzt, dass eine Legende lebendig wird.

Träumer, Sänger und Götter

Breaca verliert nicht nur mit gerade 12 Jahren bei einem Überfall ihre Mutter. Als sie sich verteidigen muss, tötet sie ihren ersten Krieger und wird so selbst zur Kriegerin. Sie wächst mit ihrer Sippe, den Eceni, auf. Während ihr Bruder Bán bereits mit 8 Jahren seinen ersten Traum hat, befürchtet Breaca schon fast, nie einen zu bekommen. Doch während sie die vorgeschriebenen drei Tage in Abgeschiedenheit und Einsamkeit verbringt, erscheint ihr die ältere Großmutter und zeigt ihr durch eine Vision künftige Ereignisse.

Breaca wächst zu einer jungen Frau heran, immer mehr Kriegerin als Träumerin. Und dann kommt der Tag, an dem sich ihre Vision bewahrheitet: Die römischen Legionen fallen in Britannien ein...

Die Schlacht bei Medway

Bei ihrer Vorbereitung hat die schottische Autorin Manda Scott große Sorgfalt walten lassen und viele Daten zusammen getragen von Personen, die einigen Aufzeichnungen gemäß tatsächlich gelebt haben. Da wäre zum Beispiel Gaius Julius Cäsar Germanicus, Caligula genannt. Sie skizziert seine Person so detailliert, dass sie sich mit der Vorstellung, die der Leser bereits haben mag, völlig deckt. Es fällt leicht, sich seine Macht und Grausamkeit vorzustellen. Auch Boudica ist eine historische Persönlichkeit, wenn auch sehr wenig über sie bekannt ist, während über Cunobelin und seine drei Söhne wie beispielsweise Caradoc mehr Quellen existieren. Dennoch sind die historischen Aufzeichnungen natürlich sehr dürftig, wodurch Manda Scott auf ihre Fantasie angewiesen war.

Das Buch beginnt mit dem Überfall auf die Eceni, so dass der Leser mitten ins Geschehen katapultiert wird. Nach und nach lässt Manda Scott den Leser ein ziemlich genaues Bild der Lebensweise dieses Volkes, ihren Ansichten und Werten gewinnen. Einzelne Charaktere werden sorgfältig beschrieben, viele Details sorgen dafür, dass ein kaleidoskopartiges Bild entsteht. Hautnah kann der Leser die Entwicklung handelnder Personen mit verfolgen: Wie sie heranwachsen und älter werden, Fehler begehen und Intrigen spinnen, sich von einander entfernen aber auch zueinander finden.

Ein großartiges Epos

Dieses Buch ist nicht nur ein Roman, es ist viel mehr. Historie und Fantasie ergeben ein wunderschönes frühzeitliches Epos, und mir ist nicht nur einmal der Vergleich zu „Ben Hur“ eingefallen. Während Spannung immer da ist, fühlt der Leser diese dann ansteigen, als sich die Legionen auf den Weg machen und abzusehen ist, dass 4 Legionen mit 40.000 bewaffneten Männern die zusammengeschlossenen Stämme zahlenmäßig bei weitem übersteigen...

Zum Glück ist dies der erste Band mit 758 klein bedruckten Seiten, drei weitere folgen, in denen wir uns auf Boudica, „sie, die den Sieg bringt“, freuen können.

Ein grandioses Werk, etwas ganz Besonderes und die volle Punktzahl mehr als wert!

Dienstag, 10. April 2007

Rezi: Das kupferne Zeichen


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Katia Fox

Das kupferne Zeichen
Historischer Roman
Club-Ausgabe
HC, 639 Seiten
ISBN: 3404157001

Meine Meinung:

Eine wundervolle Einführung in mittelalterliche Schmiedekunst

‘Eines Tages werde ich ein Schwert für den König schmieden!’ Ellen wunderte sich, wie selbstverständlich ihr die Worte über die Lippen gekommen waren. Doch nachdem sie es ausgesprochen hatte, wusste sie, dass genau das ihr Ziel war.« England, 12. Jahrhundert. Die junge Ellen fühlt sich nirgends so wohl wie in der Schmiede ihres Vaters. Ihr größter Traum ist es, eines Tages Schwertschmiedin zu werden. Doch das ist für Mädchen unmöglich. Allen Schwierigkeiten zum Trotz folgt sie ihrer Berufung und taucht als Junge verkleidet ein in die Welt des Königshofs. Denn sie will ein Zeichen setzen, mit einem Schwert, das unvergleichlich ist und vollkommen. Aber die Lüge, auf der sie ihr Leben aufgebaut hat, wird ihr zum Verhängnis, als sie sich in einen jungen Ritter verliebt. Zu spät erkennt Ellen, wem sie vertrauen darf - und dass sie bei Hofe einen Feind hat, der zu allem bereit ist …

Dieser Roman ist mehr als nur ein historischer Roman, mehr als nur die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Weg geht und Zeichen setzt. In diesem Roman wird der Alltag, das soziale Leben des gemeinen Volkes ebenso wie das der adelig Geborenen beschrieben. Eine Zeit, die bereits viele Jahrhunderte zurück liegt, erwacht buchstäblich zum Leben und der Leser ist eingeladen, historische Persönlichkeiten etwas näher zu betrachten, das alltägliche Miteinander verschiedenster Menschen, ihre Handlungen und Ansichten kennen zu lernen, aber vor allem die Schmiedekunst nahezu zu erlernen. Und hier geht es nicht nur um das Schmieden einfacher Werkzeuge, es geht vor allem um die Schwertschmiedekunst des Hochmittelalters. Um ein Schwert, und vor allem ein ganz besonderes Schwert zu schmieden, das eines Königs würdig ist, bedarf es vor allem einer besonderen Kunstfertigkeit. Kraft allein ist nicht ausschlaggebend, denn Ellenweore beweist uns, dass eine Frau in der Lage ist, einen solch schweren Beruf auszuüben. Sie hat einen besonderen Bezug zu ihrem Werkstoff. Sie fühlt, spürt und formt ihn nach ihren Vorstellungen.

Es ist eine Freude, Ellen auf ihrem Weg zu begleiten, Gefahren mit ihr gemeinsam zu durchstehen, mit und um sie zu bangen, andere Menschen auf ihrem Weg kennen zu lernen und es fällt nicht schwer, Sympathien und Antipathien zu entwickeln. Genau so sollte Lektüre sein.

Katia Fox’ Schreibstil ist sehr angenehm, nicht verschnörkelt und bringt die Fantasie der Autorin wunderbar zum Ausdruck. Obwohl es in erster Linie um die Schmiedekunst geht, ist es eher ein Buch für die weibliche Leserschaft. Alles in allem kann man von einem wirklich gelungenen Debüt dieser Autorin sprechen.

Donnerstag, 22. März 2007

Rezi: Die Seifensiederin


Und wieder eine Rezension, die ich für die Histo-Couch geschrieben habe:

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Angeline Bauer

Die Seifensiederin
Historischer Roman
Aufbau Taschenbuch
361 Seiten
ISBN: 3746622778

Meine Meinung:

Ein locker und leicht zu lesender, geruchsintensiver historischer Roman

Der Beruf des Seifensiedens steht im Vordergrund dieses ans Herz gehenden Romans. In einer Zeit, in der das Waschen des eigenen Körpers verpönt und als gefährlich erachtet wurde, gab es dennoch Seifensieder, die neben derben zum Schrubben und Wäschewaschen verwandten Seifen auch besondere Seifestücke für die Körperhygiene herstellten. Bargen sie einen Liebeszauber? Waren die Seifensieder am Ende Hexen?

Hexen, Seifen und der Sonnenkönig

Als die Eltern Ambras vom Pöbel gejagt und verbrannt werden, gelingt es dem jungen Mädchen mit Hilfe von Mathieu, einem jungen Fuhrmann, zu fliehen. Sie beschließen, nach Paris zu gehen. Auf dem Weg dorthin lauern Gefahren, die sie bestehen müssen. In Clermont lernen sie die Seifensiederin Marthe kennen, und Ambra geht zu ihr in die Lehre. Als auch sie als Hexe verschrien und eingekerkert wird, fliehen sie erneut und gelangen nach Paris. Doch die Stadt bringt ihnen kein Glück und eine Verkettung von Ereignissen nimmt ihren Lauf...

Angelina Bauer erzählt die Geschichte von Ambra und Mathieu, die die wahre Liebe entdecken und einen Weg mit- und zueinander finden. Es ist die Zeit Ludwigs XIV., des Sonnenkönigs. Wasser und Körperwaschungen gelten als gefährlich. Man benutzt trockene Tücher, um sich zu säubern und parfümiert sich täglich neu. Die Autorin lässt ihre Protagonistin von einer Araberin abstammen, nicht nur in der Kunst des Seifensiedens bewandert, sondern auch mit Bräuchen vertraut, die die Reinlichkeit des Körpers als heilungsfördernd erkannt haben. Den Traum ihres französischen Vaters vor Augen, selbst den König vom Waschen zu überzeugen, entwickelt sie ihr Talent, ganz besondere Seifen zu produzieren.

"Ambre gris" aus Perim

Die gewählten Protagonisten skizziert die Autorin lebendig. Beim Lesen entsteht sofort ein recht genaues Bild von Personen und Umgebung. Passend zum Inhalt sind die vorherrschenden Gerüche besonders hervor gehoben. Ob es den normalen Gestank in den Gassen oder die Körperausdünstungen betrifft, den feinen Geruchssinn der Seifensiederin oder das allgemeine ignorante Einatmen sämtlicher Ausdünstungen in der vermeintlichen Gewissheit, daran nichts ändern zu können. Doch wir dürfen einen Blick in die Arbeit eines Seifensieders werfen: Wir erhalten Einblicke in die Ingredienzien und den Handlungsablauf bei der Herstellung der verschiedenen Seifenarten und haben einen Hauch von Jasmin oder ambre gris in der Nase. Hierdurch erscheint im zweiten Teil des Buches das überfüllte Paris mit seinen vielen Bettlern und skrupellosen Menschen vor unseren Augen zum Leben zu erwachen.

Alles in allem ist dieser Roman eine leicht zu lesende nicht alltägliche Liebesgeschichte, eingebettet in das historische Frankreich des 17. Jahrhunderts. Schade ist allerdings, dass zwar die Marquise de Montespan (Maitresse Louis' des XIV.) eine Nebenrolle zugedacht bekommt, aber sämtliche Fakten, sie und den König betreffend, nur sehr kurz verfasst sind und fast wortwörtlich im Nachtrag wiederholt auftauchen. Hier wäre ein bisschen mehr Fantasie um die Historie besser gewesen. Auch wenn es ein Roman um eine Seifensiederin ist, so ist doch der König ein historisch interessanter Mann, und wenn der Leser schon einen Blick auf ihn werfen darf, dann möglichst einen langen...

Wer einen leicht zu lesenden historischen Roman um eine wahre Liebe mit vielen Düften sucht, sollte an diesem nicht vorbei gehen.

Montag, 19. März 2007

Rezi: Beginenfeuer

Für die Histo-Couch habe ich rezensiert:

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Marie Cristen

Beginenfeuer
Historischer Roman
Knaur
TB, 512 Seiten
ISBN: 3426634694


Fast wie ein Roman von Alexandre Dumas

Heute kaum noch vorstellbar gab es eine Zeit, in der die Frau keinerlei Rechte hatte und ohne Ehemann eigentlich nur ins Kloster gehen konnte. Und doch gab es auch immer wieder starke Frauen, die ihr Leben selbst in die Hände nahmen... und von der Inquisition verfolgt wurden...

Beginen sind solch starke Frauen, die eine Gemeinschaft führen, in der sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten und die Armen und Kranken versorgen. Sie sind von keinem Mann abhängig und auch nicht an strikte Ordensregeln gebunden wie in einem Kloster. Nur einige wenige Beginen-Gemeinschaften haben sich bis in die heutige Zeit erhalten.

Von Steuern und Schätzen

Ysée wächst mit ihrer Ziehmutter in einem Beginenhof auf. Sie arbeitet hart und hütet ein Geheimnis, das sich um ihre Herkunft rankt. Doch wie das im Leben so ist: Geheimnisse werden aufgedeckt und bringen Ereignisse ins Rollen, die eine Kettenreaktion auslösen. Während Papst und König ihre Machtpositionen sichern und festigen wollen, gerät Ysée zwischen die Fronten und mit ihr zwei Brüder, deren Loyalität auf eine harte Probe gestellt wird.

Der Gesandte des Königs und der geheime Schreiber seiner Heiligkeit

Es ist kurz vor dem Konzil zu Vienne, der Templerorden wurde angeklagt und viele Anhänger eingekerkert, die Lebensweise der Beginen erregt Anstoß, Ratgeber, Kardinäle und Schreiber in geheimen Missionen sind unterwegs, bespitzeln einander und fädeln Intrigen ein... Mathieu von Andrieu ist Diener des Königs Philipp IV und mit geheimen Aufträgen betraut, während sein Bruder Simon von Andrieu als geheimer Schreiber seiner Heiligkeit fungiert. Kein Wunder also, dass sie sich immer wieder über den Weg laufen. Doch wie passt Ysée da hinein? Was hat es mit ihrem Geheimnis auf sich? Was kann sie ausrichten?

Spannung ist garantiert

Marie Cristen versetzt uns spielend in das frühe 14. Jahrhundert nach Flandern und Frankreich, indem sie eine so atemberaubende Kulisse schafft, wie wir sie von Alexandre Dumas oder Victor Hugo kennen. Ihre Figuren besitzen vielschichtige Charaktere. Ysée, auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz in der Welt, stellt viele Dinge in Frage und versucht, ihren eigenen Weg zu gehen, obwohl sie immer wieder in ihre Schranken verwiesen und nicht selten schlecht behandelt wird. Und auch Simon, der Mönch wurde, um Buße zu tun, sieht sich Zweifeln ausgesetzt, Zweifel, die seinen Glauben in den Grundfesten zu erschüttern drohen. Wir haben teil an seinen Überlegungen, seinem verzweifelten Suchen nach der Wahrheit, sehen ihn standhaft und schwach, edelmütig und listig. Und Mathieu schließlich als Gesandter des Königs, ein Ritter durch und durch, bringt uns das Bild eines Musketiers vor Augen. Ein Streiter für die Gerechtigkeit, Helfer in der Not und in geheime Machenschaften verstrickt, sucht er Wege aus der Aussichtslosigkeit zu finden. Seine Dialoge sind hintergründig, diplomatisch und vermögen mit Andeutungen auszudrücken, was ungesagt bleiben muss.

Marie Cristen bedient sich einer Sprache, die in Stil und Ausdruck wunderbar in diese Zeit passen. Mühelos durchschreitet man die Jahrhunderte und sieht sich mit einer politisch hoch brisanten Situation konfrontiert, bangt um die einen, streitet mit den anderen und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Wir begegnen historischen Persönlichkeiten wie Papst Clemens V., Philipp IV. und seinem Großsiegelbewahrer Guillaume von Nogaret, wir bekommen eine Vorstellung davon, welcher Winkelzüge und Taktiken sich die weltliche und die geistliche Macht bedienen, was ein Menschenleben wert ist. Und natürlich geht es auch um die Liebe.

Ein überwältigendes Epos. Ich selbst finde es besser als so manchen Mantel-und-Degen-Film.

Ich habe nichts gefunden, was nicht stimmig gewesen wäre oder sonst wie zu Punktabzug berechtigt hätte. Für mich ein klarer historischer Favorit!



Ihr Lieben, wenn ich die nächsten Tage etwas weniger im Netz unterwegs bin und die Blogtour minimiere, dann nehmt es mir bitte nicht übel. Ich leide derzeit unter extrem starken Kopfschmerzen, deren Ursache noch nicht geklärt ist. Diese Woche habe ich eine Auszeit und werde diese vorwiegend ruhend verbringen. Ganz ohne INet kann ich natürlich trotzdem nicht, aber ich werde meine PC-Zeit doch stark einschränken. - Vielen Dank für euer Verständnis vorab!!!

Mittwoch, 14. März 2007

Rezi: Die Rose von Lancaster

Für die Histo-Couch habe ich geschrieben:

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Denise Giardina

Die Rose von Lancaster
Historischer Zeitreise-Roman
Knaur
TB, 461 Seiten
ISBN: 3426631385
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Ein Zeitreiseroman mit einer interessanten Theorie

Für jeden Menschen auf dieser Welt gibt es den passenden Partner, irgendwo, irgendwann. Davon sind nicht wenige überzeugt. Was, wenn dieser ideale Partner nicht in der gleichen Zeit lebt? Hat man dann einfach Pech gehabt?

Denise Giardina gibt uns einen Einblick in eine interessante Zeitreise-Theorie. Durch ungewöhnliche Vorfälle verursacht, beispielsweise die Sprengung eines Berges, gerät die Zeitschleife etwas durcheinander. So genannte Wurmlöcher entstehen und Menschen fallen unbeabsichtigt durch diese Löcher und finden sich in einer anderen Zeit wieder.

So geschieht es einigen Figuren im ersten Buch „Die Geliebte des Raben“. Der im Ruhestand befindliche Wissenschaftler John Cabell hat ein Wurmloch in einem Berg entdeckt und geht eines Tages hindurch. Er findet sich im englischen Norchester des siebzehnten Jahrhunderts wieder. Das verursacht in beiden Zeitebenen eine Menge Wirbel, vor allem als er dann wieder im Heute und Jetzt auftaucht. Auch Lydde Falcone, seine Nichte, bereits nicht mehr ganz jung und allein lebend, macht diesen Zeitsprung und findet, um etliche Jahre verjüngt, im puritanischen Norchester den Mann ihres Lebens. Noah Fallam lebt ein Doppelleben, denn nachts macht er sich verkleidet auf den Weg und versucht den Menschen seiner Zeit zu helfen. Eine Art Robin Hood. Als er verhaftet und eingekerkert wird, befreit ihn Lydde und sie fliehen auf einem Schiff, der „Rose von Lancaster“ in die Neue Welt, Amerika.

Fanatische Puritaner. Leibeigene und „die liebe Verwandschaft“

In diesem Buch gibt uns Denise Giardina vor allem eine gute Vorstellung vom Leben der ersten Siedler in der Englischen Kolonie West Virginia. Einige Glaubensgemeinschaften wie z.B. die Quäker werden ein wenig unter die Lupe genommen, Fanatismus, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Höhepunkte und Tiefschläge, mit denen die Menschen fertig werden mussten sowie politische Veränderungen. Auch die Beschaffung billiger Arbeitskräfte auf den Plantagen noch bevor es schwarze Sklaven gab und ihren Wert beschreibt sie glaubhaft. Ihre Protagonisten Lydde und Noah Fallam sowie deren Verwandte und Freunde werden vor unseren Augen lebendig und der Leser bangt nicht selten um deren Leben.

Szenenwechsel in die Gegenwart zu John Cabell und seiner Frau Lavinia und die Veränderungen, die durch die Zeitsprünge verursacht wurden, werden nicht als störend empfunden, sondern geben der Zeitreise-Theorie mehr Leben. Nur die später aufrecht erhaltene Verbindung beider Zeiten durch eine Art Rohrpost, durch die nicht nur wöchentliche Zeitungen, sondern sogar Pizzen geschickt werden, war keine gute Idee, bringt die innere Logik der Theorie ins Wanken und mindert den Lesegenuss ein wenig.

Die Wertstellung der Frau im 17. Jahrhundert

Gut ausgearbeitet sind die Charaktere. Eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts im siebzehnten Jahrhundert Fuß fassen zu lassen und all die Stolperfallen aufzuzeigen, worüber eine emanzipierte Frau in einer derartigen Zeit stolpern kann, mit allen Konsequenzen, verlangt Respekt ab. Lydde lässt sich schwerlich den Mund verbieten und eckt immer wieder an. Und die Neuerungen, die sie einführt, werden zwar geduldet, die erreichten Verbesserungen aber nicht ihr zugeschrieben, sondern ihr im Gegenteil sogar zum Strick gedreht. Auch kann sie weder kochen, noch nähen und ist im allgemeinen nach damaligen Maßstäben keine gute Frau.

Sprachlich sehr ansprechend und leicht zu lesen ist dieses Buch eine gelungene Abwechslung und leichte Lektüre, ohne flach zu sein und um Längen besser als der erste Band. Liebhaber von Zeitsprüngen werden ihre Freude haben.

Montag, 19. Februar 2007

Rezi: Ein Totenhemd für den Erzbischof


Eine weitere Rezension, die ich für die  Histo-Couch  geschrieben habe:


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Peter Tremayne

Ein Totenhemd für den Erzbischof
2. Buch der Schwester Fidelma-Reihe
Historischer Kriminalroman
Rowohlt Verlag
TB, 341 Seiten plus Glossar
ISBN: 3499138840


Klappentext:

Anno Domini 664: Wighard von Canterbury, der künftige Erzbischof, fällt in Rom einem Raubmord zum Opfer. Ronan, ein irischer Mönch, gerät in Verdacht, beteuert aber seine Unschuld. Der Fall droht, einen Krieg zwischen Angelsachsen und Iren auszulösen. Um das Schlimmste zu verhindern, wird die unbestechliche Schwester Fidelma mit den Ermittlungen betraut. Bei ihren nachforschungen stößt Schwester Fidelma auf das zwielichtige Vorleben des ermordeten Würdenträgers...

Meine Meinung:

Ein ganz besonderer Leckerbissen für Liebhaber historischer Kriminalromane

Ein Mord ist begangen worden. Und Geschenke für Seine Heiligkeit Vitalian sowie ein paar Dinge, die gesegnet werden sollten, sind verschwunden. Schwester Fidelma von Kildare und Bruder Eadulf werden beauftragt, den Dieb und Mörder zu finden. Und wieder einmal bewahrheitet sich, dass nicht alles so ist, wie es scheint...

Mörder oder/und Dieb?

Wir schreiben das Jahr 664 und befinden uns in Rom. Wighard von Canterbury soll zum Erzbischof geweiht werden und bewohnt mit einigen Gesandten das Gästehaus des Lateranpalastes. Auch Schwester Fidelma ist nach Rom gereist. Als der zukünftige Erzbischof tot auf seinem Bett gefunden und ein fliehender irischer Mönch ergriffen wird, scheint klar zu sein, wer der Mörder ist. Der Mönch beteuert jedoch seine Unschuld und Bischof Gelasius bittet Fidelma und Eadulf, den Fall zu lösen.

Schwester Fidelma und Bruder Eadulf

Peter Tremayne ist als anerkannter Historiker besonders durch seine profunden Kenntnisse auf dem Gebiet der keltischen Kultur bekannt. Mit diesem zweiten Roman seiner Schwester-Didelma-Reihe führt er seinen Streifzug durch die Geschichte fort und zeigt uns anschaulich, dass die irische Kultur bereits zu dieser Zeit herausragend fortschrittlich war. Vor allem die irischen Frauen waren ihren Männern nicht in der Weise untertan, wie es anderswo der Fall war, sie waren gewissermaßen gleichberechtigt und auch eine Frau hatte die Möglichkeit ein höheres Amt auszuüben. Schwester Fidelma, eine irische Nonne, war außerdem Advokatin am Gericht und wurde gern als Beraterin bei schwierigen Fällen hinzugezogen. Wenn auch ihre direkte Art oft Missfallen erregte, so war sie doch unbestechlich und ging jedem kleinsten Indiz nach bis die Wahrheit ans Licht gebracht war.

Die beiden Protagonisten Fidelma und Eadulf ergänzen sich großartig und sind dabei so klar skizziert, dass man meint, sie zu kennen. Jeder Gedankengang der beiden ist nachvollziehbar, die Handlungen logisch und selbst weitere mitwirkende Personen sind keineswegs oberflächlich gearbeitet.

Herausragendes

Das Buch hat ein Glossar, worin sämtliche historische Persönlichkeiten und Orte, die Teil dieser Geschichte sind, und wenn auch nur kurz erwähnt, enthalten sind. Zumindest ist mir nicht aufgefallen, dass eine/r gefehlt hätte. So ist der Leser noch besser im Bilde, weil er sich in Zeit und Ort besser zurecht findet.

Auch wenn der Roman durch historische Kenntnisse besticht, steht die Spannung im Vordergrund. Unfähig das Buch aus der Hand zu legen, wartet der Leser auf die Auflösung. Und diese wird ihm präsentiert, als Schwester Fidelma - ähnlich Miss Marple - alle beteiligten Personen zum Showdown zusammenrufen läßt.

Ein brilliantes Buch und für Liebhaber des historischen Kriminalromans unbedingt eine Empfehlung!

Donnerstag, 18. Januar 2007

Die Reliquie

 
 
Mara Volkers
Die Reliquie
Historischer Roman
Bastei Lübbe
TB, 509 Seiten
ISBN: 3404155203

Inhaltsangabe:

Eine junge Frau im Kampf mit den Mächten der Finsternis
Anno Domini 1268: Elend und verachtet lebt die junge Bärbel auf der Burg des tyrannischen Grafen Walther von Eisenstein, der ihre Familie um ihr Glück gebracht hat. Niemand kennt Bärbels Geheimnis: Als Nachfahrin eines edlen Kreuzritters ist das Mädchen mit der reinen Seele die wahre Herrin einer heilbringenden Reliquie, die der bösartige Graf in seinen Besitz gebracht hat. Bärbel weiß, es muss ihr gelingen, die Reliquie zurückzuerobern und an einen sicheren Ort zu bringen. Doch die Anfeindungen sind groß, und mehr als einmal gerät das tapfere Mädchen in tödliche Gefahr...

Meine Meinung:

Ein wunderschönes Märchen vor historischem Hintergrund

 

Märchen haben Menschen seit jeher verzaubert und ihnen Hoffnung und Mut gegeben, wenn die Härte des Lebens sie mutlos zu werden drohte. Wer kennt nicht die von den Gebrüdern Grimm aufgeschriebenen Geschichten oder die von Hans Christian Andersen, die orientalischen Geschichten der Scheherazade aus 1001 Nacht oder die vielen, vielen Märchen aus aller Welt? Das Gute an Märchen ist, dass sie fast ausnahmslos damit enden, dass das Gute das Böse besiegt. Wie auch hier.

 

Wie eine Frau sich zu helfen weiß

 

Bärbel wächst zusammen mit ihrer Schwester und ihren Eltern auf dem Hirschhof auf, als sie eines Tages mit ansehen muss, wie der Graf und seine Mannen ihren Vater fast zu Tode schlagen, ihre Mutter schänden und ihre schöne Schwester entführen. Auch sie selbst wird zur Burg gebracht, um dort im Stall zu leben. Doch während sie sich durch die Hilfe einer Kräuterfrau verkleidet den herumhurenden Männern erfolgreich erwehren kann, birgt sie ein Geheimnis, von dem noch nicht einmal sie selbst weiß und das eine Wende der Ereignisse herbeiführen wird.

 

Der Gehörnte mit Pferdefuß und Schwefelgestank

 

Mara Volkers hat mit diesem Roman ein gleichermaßen grausames wie wundervolles Märchen geschaffen, das an neuere Verfilmungen der bekannten Märchen der Gebrüder Grimm wie zum Beispiel „Schneewittchen“ erinnert, aber auch an Weihnachtsmärchen, in denen der Engel Gottes auf die Erde kommt, um den Menschen Frieden zu bringen. Viele bekannte Vorstellungen von Gott, seinen Engeln und dem Teufel hat sie aufgegriffen und mit sprachlicher Brillanz umgesetzt.

 

Kennern und Liebhabern von Märchen wird dieser Roman etwas Besonderes geben, so dass sie ihn kaum aus der Hand legen können. Allerdings wäre ein Anhang mit den verwandten und nicht mehr gebräuchlichen Begriffen eine Bereicherung und ein Nachwort, das tatsächlich gelebte Personen und Ereignisse von denen der schriftstellerischen Freiheit unterscheidet.

 

Dieses Buch besitzt einen eigenen Zauber und die Spannung ist mit jeder Seite von Anfang an verfügbar. Man weiß zwar gleich zu Beginn, dass es eine Reliquie mit wundersamen Kräften im Besitz des grausamen Grafen gibt. Auch, dass sie gefunden und nur von Bärbel zurück erobert werden kann. Aber bis es endlich soweit ist und diese ihre Kräfte entfaltet, geschieht so viel und fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem abgerundeten Bild zusammen.

 

„Ja so warn’s, die alten Rittersleut“

 

Die Hauptpersonen sowie alle namentlich genannten Nebenrollen sind sehr sauber ausgearbeitet. Keine Oberflächlichkeit, Gegensätze oder unwirklich scheinenden Charaktere begegnen dem Leser, so dass dieses Märchen in seiner offenen und brutalen Härte einen verzweifelten Aufschrei nach Gerechtigkeit eines geknechteten Volkes und dessen Hoffnung auf Befreiung genauso widerspiegelt wie die alten uns bekannten Geschichten. Sitten und Gebräuche sind beachtet worden und entführen den Leser in eine harte Vergangenheit. Selbst der Schreibstil ist der eines uralten Märchens, blumig und oft sehr direkt und mit veralteten Ausdrücken gespickt. Nicht selten habe ich beim Lesen geschmunzelt und mit einem Aufseufzen und einigen Tränen am Ende das Buch zugeklappt. Und wie all die anderen Märchen werde ich dieses mit Sicherheit wieder lesen.

Sonntag, 7. Januar 2007

Rezi: Die Insel der Zuversicht


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Jessica Stirling
Die Insel der Zuversicht
3. Band der Schottland-Saga
Bastei Lübbe
TB, 556 Seiten
ISBN: 3404147626

Klappentext:

Wieder einmal wird das Leben der zwei Schwestern Innis und Biddy durch die Männerwelt auf den Kopf gestellt. Als Biddy sich mit Patrick einlässt, möchte sie sich an ihrem Ehemann rächen. Doch ist Patrick nicht eher an dem Stück Land interessiert, das Biddy ihm verkaufen will? Innis, die von ihrem Mann getrennt lebt und heimlich den Lehrer Gillies liebt, findet Trost und Zuversicht in ihrer Schwiegertochter Fay, die frischen Wind nach Mull bringt.

Das Ende einer Inselchronik in der dritten Generation

Meine Meinung:

In diesem dritten Band haben wir es mit der nächsten Generation zu tun. Biddy und Innis haben bereits fast erwachsene Kinder und wieder einmal ist alles im Wandel begriffen. Wir begegnen bekannten Personen wie Willy Naismith, Quig, Aileen und Gillies und lernen neue kennen wie Patrick Ruttenbury.

Wir haben Teil an dem Leben der Insulaner, das sehr geschäftig ist und bekommen Einblick in die Denkweise, die Veränderungen in Sitte und Anstand, in Moral und Glauben, sehen zu, wie sich das Leben langsam verändert und erleben die Höhen und Tiefen mit. Die Saga, die man fast schon eine Chronik der Bewohner von Mull nennen kann, findet hier ihren Abschluss.

Jessica Stirling hat vielerlei Themen in ihren Büchern aufgegriffen und verarbeitet. Sie schreckt sogar vor Mord und Sexualität in ihren verschiedensten Formen nicht zurück. Und indem sie ihre Figuren diverse Leiden durchleben lässt und sie mit einigen Situationen konfrontiert, sehen wir, wie die Insulaner vor 100 Jahren mit solchen Problemen fertig geworden sind.

Die Umwelt und die Erfahrungen formen einen Menschen. Wie anders hätte alles verlaufen können, wenn... Und letzten Endes findet man eben in Geld und Macht kein Glück. Und treue, echte Liebe zu finden und zu erkennen ist leider auch nicht jedem vergönnt.

Der Schreibstil ist wie auch in den beiden ersten Büchern wirklich sehr gut, man kann sich in jede Situation sehr gut hinein denken und es gibt eigentlich nichts, was unglaubhaft wirkt. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und auch in ihrer reiferen, gewachsenen Form völlig vertraut.

Was mir hier ein wenig gefehlt hat, war die Spannung. Da es sich eben um eine Art Chronik handelt, zog es mich nicht so sehr wie andere Bücher.
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