Die Reliquie
Mara Volkers
Die Reliquie
Historischer Roman
Bastei Lübbe
TB, 509 Seiten
ISBN: 3404155203
Inhaltsangabe:
Eine junge Frau im Kampf mit den Mächten der Finsternis
Anno Domini 1268: Elend und verachtet lebt die junge Bärbel auf der Burg des tyrannischen Grafen Walther von Eisenstein, der ihre Familie um ihr Glück gebracht hat. Niemand kennt Bärbels Geheimnis: Als Nachfahrin eines edlen Kreuzritters ist das Mädchen mit der reinen Seele die wahre Herrin einer heilbringenden Reliquie, die der bösartige Graf in seinen Besitz gebracht hat. Bärbel weiß, es muss ihr gelingen, die Reliquie zurückzuerobern und an einen sicheren Ort zu bringen. Doch die Anfeindungen sind groß, und mehr als einmal gerät das tapfere Mädchen in tödliche Gefahr...
Meine Meinung:
Ein wunderschönes Märchen vor historischem Hintergrund
Märchen haben Menschen seit jeher verzaubert und ihnen Hoffnung und Mut gegeben, wenn die Härte des Lebens sie mutlos zu werden drohte. Wer kennt nicht die von den Gebrüdern Grimm aufgeschriebenen Geschichten oder die von Hans Christian Andersen, die orientalischen Geschichten der Scheherazade aus 1001 Nacht oder die vielen, vielen Märchen aus aller Welt? Das Gute an Märchen ist, dass sie fast ausnahmslos damit enden, dass das Gute das Böse besiegt. Wie auch hier.
Wie eine Frau sich zu helfen weiß
Bärbel wächst zusammen mit ihrer Schwester und ihren Eltern auf dem Hirschhof auf, als sie eines Tages mit ansehen muss, wie der Graf und seine Mannen ihren Vater fast zu Tode schlagen, ihre Mutter schänden und ihre schöne Schwester entführen. Auch sie selbst wird zur Burg gebracht, um dort im Stall zu leben. Doch während sie sich durch die Hilfe einer Kräuterfrau verkleidet den herumhurenden Männern erfolgreich erwehren kann, birgt sie ein Geheimnis, von dem noch nicht einmal sie selbst weiß und das eine Wende der Ereignisse herbeiführen wird.
Der Gehörnte mit Pferdefuß und Schwefelgestank
Mara Volkers hat mit diesem Roman ein gleichermaßen grausames wie wundervolles Märchen geschaffen, das an neuere Verfilmungen der bekannten Märchen der Gebrüder Grimm wie zum Beispiel „Schneewittchen“ erinnert, aber auch an Weihnachtsmärchen, in denen der Engel Gottes auf die Erde kommt, um den Menschen Frieden zu bringen. Viele bekannte Vorstellungen von Gott, seinen Engeln und dem Teufel hat sie aufgegriffen und mit sprachlicher Brillanz umgesetzt.
Kennern und Liebhabern von Märchen wird dieser Roman etwas Besonderes geben, so dass sie ihn kaum aus der Hand legen können. Allerdings wäre ein Anhang mit den verwandten und nicht mehr gebräuchlichen Begriffen eine Bereicherung und ein Nachwort, das tatsächlich gelebte Personen und Ereignisse von denen der schriftstellerischen Freiheit unterscheidet.
Dieses Buch besitzt einen eigenen Zauber und die Spannung ist mit jeder Seite von Anfang an verfügbar. Man weiß zwar gleich zu Beginn, dass es eine Reliquie mit wundersamen Kräften im Besitz des grausamen Grafen gibt. Auch, dass sie gefunden und nur von Bärbel zurück erobert werden kann. Aber bis es endlich soweit ist und diese ihre Kräfte entfaltet, geschieht so viel und fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem abgerundeten Bild zusammen.
„Ja so warn’s, die alten Rittersleut“
Die Hauptpersonen sowie alle namentlich genannten Nebenrollen sind sehr sauber ausgearbeitet. Keine Oberflächlichkeit, Gegensätze oder unwirklich scheinenden Charaktere begegnen dem Leser, so dass dieses Märchen in seiner offenen und brutalen Härte einen verzweifelten Aufschrei nach Gerechtigkeit eines geknechteten Volkes und dessen Hoffnung auf Befreiung genauso widerspiegelt wie die alten uns bekannten Geschichten. Sitten und Gebräuche sind beachtet worden und entführen den Leser in eine harte Vergangenheit. Selbst der Schreibstil ist der eines uralten Märchens, blumig und oft sehr direkt und mit veralteten Ausdrücken gespickt. Nicht selten habe ich beim Lesen geschmunzelt und mit einem Aufseufzen und einigen Tränen am Ende das Buch zugeklappt. Und wie all die anderen Märchen werde ich dieses mit Sicherheit wieder lesen.
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