Rezensionen - Thriller

Freitag, 17. November 2006

Rezi: Vergiss mein nicht


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Karin Slaughter
Vergiss mein nicht
Thriller
Rowohlt
TB, 505 Seiten
ISBN: 349923243X


Wer „Belladonna“ gelesen und für gut befunden hat, der wird sich auch diesen Folgeband nicht entgehen lassen wollen. Was schon im ersten Buch brutal und blutig durchaus mit einem Jeffery Deaver oder Thomas Harris zu vergleichen ist, lässt auch im zweiten Buch die Augen weit aufgerissen vor Spannung den Atem anhalten.

Kinder sind nicht immer unwissend

In diesem zweiten Buch geht es um Jugendliche, Teenager, eigentlich noch Kinder. Und als die 13jährige Jenny auf einem Parkplatz eine entsicherte Waffe auf einen Jungen richtet und offensichtlich willens ist, ihn zu erschießen, bleibt Chief Tolliver nichts weiter übrig, als ihr zuvor zu kommen und sie zu erschießen. Und als dann die Pathologin Sara Linton die Obduktion von Jenny vornimmt, traut sie ihren Augen kaum...

Auch dieses Buch führt uns wieder zum Abgrund der menschlichen Seele. Die Nachwirkungen und Konsequenzen der Verbrechen aus dem ersten Buch sind spürbar, werden versucht zu verarbeiten, hinzunehmen, damit klar zu kommen, mal besser und mal schlechter. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten erleben weiterhin eine Berg- und Talfahrt, wirken so echt, so nachvollziehbar. Und dann eröffnen sich immer neue Aspekte auf der Suche nach dem Warum, zieht dieser kleine Akt auf dem Parkplatz Kreise bis ein Netz sichtbar wird und die Zeit droht davon zu laufen.

„Abrupt hielt sie inne, als könne sie nicht fassen, was sie sah. Das Spekulum klirrte auf den Tisch.“

Die Spannung beginnt gleich auf den ersten Seiten. Der Leser wird mit Gewalt und Blut konfrontiert, ohne genauere Hintergrundinformationen zu haben und genau wie die Polizeibeamten verdattert dazustehen, den Tod des Mädchens mit ansehen zu müssen, dieses quälende „Warum“ im Kopf. Und so beginnt er abwechselnd in der Rolle der Kinderärztin und Pathologin Dr. Linton oder den Polizeibeamten Lena oder Jeff Tolliver zu ermitteln, um hinter das Geheimnis zu kommen. Die einzelnen Charaktere sind so unterschiedlich und dabei lebensecht dargestellt; sich in der anderen Rolle zurecht zu finden, wird dadurch nachvollziehbar und durch Hilfestellungen leicht gemacht. Erfahrungen werden erzählt, Gedanken wiedergegeben... Vielleicht stört manchen Leser das „normale Alltagsleben“ der Protagonisten zwischen den Ermittlungen, doch gerade das gibt uns den Einblick in eine ganz normale Kleinstadt, das ganz normale Leben und dann die Ungeheuerlichkeit solcher Verbrechen. Die Darstellung wird lebensechter, die Vorstellungskraft angekurbelt, die Möglichkeit, dass solche Dinge tatsächlich geschehen, größer, das Unfassbare schlimmer...

Auch von Schwarz-Weiß-Malerei kann hier nicht gesprochen werden. Kein Charakter ist einzig gut und tut immer das Richtige oder schlecht und begeht nur Fehler. Pannen passieren, es werden Dinge übersehen, ganz wie im richtigen Leben. Trotz allem aber tappt auch der Leser im Dunkeln.

Warum der Titel des Buches mit „Vergiss mein nicht“ übersetzt wurde, kann nur vermutet werden, denn zu dem eigentlichen Thema konnte ich nicht ohne weiteres verbinden. Die ausgeblasene Kerze auf dem Cover dagegen hat schon Symbol-Charakter, sie zeugt von Heimlichkeit, dem Verborgenen...

Ein wirklich guter, grausiger Thriller. Der Name Karin Slaughter ist zu einem Geheimtipp geworden.

Dienstag, 15. August 2006

Rezi: Koontz, D. - Stimmen der Angst


Rezension zu:

Dean Koontz - Stimmen der Angst
Thriller
TB, Heyne, 768 Seiten
ISBN: 3453210808

 

Die perfekte Manipulation, gibt es sie wirklich? Ein Anruf genügt und der Angerufene wird in Trance versetzt, aus der heraus er zu allem fähig ist und auf Anweisung dann alles vergisst? In diesem Buch von Dean Koontz scheint es zu funktionieren, anfangs.

Erinnerungslücken

Susan Jagger, eine erfolgreiche Maklerin, leidet seit 16 Monaten unter einer Agoraphobie.  Sie fühlt sich nur noch zuhause sicher und hat fürchterliche Angst, nur aus dem Fenster zu sehen. Vor vielen Monaten schon hat sich ihr Mann von ihr getrennt, und hätte sie ihre Freundin Martie nicht, würde sie es noch nicht einmal schaffen, zu ihrer Therapie bei Dr. Ahriman gelangen. Als auch Martie plötzlich aus heiterem Himmel unter Angstzuständen leidet, Angst vor sich selbst, dass sie imstande sein könnte, ihrem Mann, anderen Menschen oder sich selbst etwas anzutun, dürfte dem Leser klar sein, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht.

Ein weiterer Protagonist ist Skeet, ein junger Junkie, der ständig versucht, seinem Leben ein Ende zu setzen und es auch beinahe schafft, würde nicht Marties Mann Dustin eingreifen und seinem jüngeren Bruder zu Hilfe kommen. Doch selbst Dustin findet unerklärliche Lücken in seiner Erinnerung...

Totale Manipulation

Der Autor schlingt hier einzelne Handlungsstränge anfangs locker, dann verwobener zusammen, und bald wird klar, dass in diesem Szenario fast alle Beteiligten unter der Kontrolle des narzisstischen und völlig psychopathischen Arztes stehen. Er lässt seinen Arzt ein Drogengemisch benutzen, das er seinen Opfern während dreier Sitzungen, ohne dass sie es bemerken, verabreicht, um ihr Gehirn für seine Programmierung vorzubereiten. Das Schlüsselwort, mit welchem er dann das jeweilige Gehirn in Erwartungshaltung versetzt ist jeweils eine Figur aus einem bestimmten Roman, nicht selten eine Randerscheinung. Sagt jemand diesen Namen, wartet das Gehirn auf den Freischaltungscode, der in Form eines persönlichen Haiku folgt, um dann sämtliche Befehle auszuführen, die ihm suggeriert werden.

Wie gut, dass der Arzt gewissen Sportsgeist an den Tag legt und wenigstens einen Joker zurück lässt, um dem Opfer zumindest die Möglichkeit einzuräumen, sich befreien zu können. So lässt er Martie sogar das Buch da, aus welchem er sämtliche Schlüsselwörter entnommen hat. Auf diese Weise ist es Dustin und Martie möglich, nicht nur sich selbst, sondern auch Skeet aus den Klauen des Arztes zu befreien. Und eine im wahrsten Sinne des Wortes mörderische Jagd und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

Ein Meisterwerk des Psychothrillers

Koontz gelingt auch hier wieder ein Meisterwerk des Psychothrillers. Sehr anschaulich und leider auch oft sehr ins Detail gehend schildert er nicht nur Umgebungen, Gedanken, Gefühle und Ängste, sondern auch medizinische Erkenntnisse und Vorgehensweisen, was ein wenig von der Spannung nimmt, vor allem, bevor sich die Situationen zuspitzen. Die gestreut eingefügten Rückblenden in Dr. Ahrimans Kindheit und Jugend allerdings sind sehr gut platziert und geben dem Leser Stückchenweise einen gewissen Einblick in die Psyche des Arztes und schüren die Spannung wieder. So lässt sich eigentlich ein Spannungsbogen erkennen, der bis zur Mitte des Buches eher seicht dahin dümpelt und dann rasant Fahrt aufnimmt, so dass der Leser Schwierigkeiten haben dürfte, das Buch zur Seite zu legen. Schauplatz ist Amerika, der Kontinent, wo eigentlich alles möglich ist. Stationen wie Malibu, Santa Fe, die Insel Balboa vermitteln dem Leser ein Flair, das er aus zahlreichen Fernsehsendungen bereits kennt, so dass das Kopfkino durchaus von realen Bildern begleitet wird. Die Detektivarbeit, die die beiden Hauptprotagonisten nach ihrer Befreiung der psychischen Kontrolle leisten, ist nahe liegend und ganz gewiss nicht stümperhaft. So vermittelt das Buch das Gefühl, dass es durchaus möglich sein kann, dass solche Praktiken bereits Realität sein könnten... Gänsehaut pur!

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