Sonntag, 17. Dezember 2006

Rezi: Die Tochter des Salzsieders


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Ulrike Schweikert
Die Tochter des Salzsieders
Historischer Roman
Droemer Knaur
TB, 435 Seiten
ISBN: 3426619229


Meine Meinung

Wer schon immer etwas über das Salzsieden wissen wollte, mehr über die Rolle der Frau im 16. Jahrhundert oder die Freiheiten des Mannes, gern historische Krimis liest und es liebt, bis zum Schluss im Dunkeln zu tappen, für den ist dieses Buch ein guter Tipp.

Anne Katharina Vogelmann ist ein junges heranwachsendes Mädchen, das nicht nur durch ihre Wissbegierde und Eigenwilligkeit selbstbewusst die Sympathie einer jeden Leserin erzielen dürfte, sie ist außerdem klug, gebildet und an ihren Mitmenschen interessiert. Ihr Verhalten allerdings wird vor allem von den männlichen Zeitgenossen eher als pflichtvergessen und trotzig empfunden. Sie gehört nicht zu den Schaulustigen, wenn jemand an dem Pranger steht, sondern versucht sogar noch zu helfen. Und dann entdeckt sie einen Mord und ihr bis dahin beschauliches Leben beginnt sich zu verändern...

Sehr gute Gestaltung

Dieses Buch hat einen wundervollen Einstieg erhalten, denn nicht nur eine Karte gibt dem Leser die Möglichkeit, sich plastisch in dieser Welt zurecht zu finden, anstelle eines Vorwortes wird ein erster Überblick über die Haller Salzsieder gegeben, die Zusammenhänge und Hierarchien dieser „Zunft“ und während des Lesens des Romans auch die Arbeitsweisen erklärt, was allerdings manchmal ein wenig zu ausführlich und langatmig wirkt.

Das Ende des Buches bilden nicht nur die Literaturauswahl zu den einzelnen Themen des 16. Jahrhunderts, die eingeflossen sind, alle wichtigen Personen sind aufgelistet und erläutert, umfangreiche Begriffserklärungen können jederzeit nachgeschlagen werden und der Leser erfährt, welche Personen tatsächlich gelebt haben, welche Überlieferungen erhalten geblieben sind und was erdichtet wurde.

Schleppend aufgebaute Verbrechensaufklärung

Neben Anne Katharina gibt es noch viele Personen, die durch ihre Handlungsweisen sympathisch erscheinen, und genau dadurch wird der Leser in die Irre geführt. Während die Autorin ganz bewusst vor allem die Gewalttätigkeiten herausstreicht, wird eine falsche Fährte gelegt und der Leser am Ende überrascht. Die Verbrechensaufklärung allerdings wird schleppend aufgebaut, ebenso wie die Spannung. Anfangs erscheinen viele Erzählstränge miteinander verwoben, die kaum von Bedeutung zu sein scheinen, aber wenn sich der Leser davon nicht hindern lässt, sondern herausfinden will, was es mit diesem Mord auf sich hat, wird er nicht enttäuscht werden, denn die Spannung nimmt in der zweiten Hälfte rapide zu und gipfelt dann in einem überraschenden Showdown.

Eine Hexe wie aus dem Märchenbuch

Andere Figuren, wie die Hexe Berta zum Beispiel, wirken eher einem Märchenbuch entnommen und geben dem Buch eine eigenwillige humorvolle Note. Auch Fragen bleiben offen: Was ist aus dem Holzhändler Georg geworden, der nur einmal im ganzen Buch auftaucht? Was mit dem jungen Mann, in den sich die Protagonistin verliebt? Was geschieht am Ende mit der Protagonistin?

Was dieses Buch zu etwas ganz Besonderem macht ist zum einen der reiche Wortschatz der Autorin, die sehr guten Recherchen, um uns Lesern ein farbiges, äußerst gelungenes Sittengemälde zu präsentieren, aber auch das schriftstellerische Können, den Leser derart aufs Glatteis zu führen.

Wie gut, dass es eine Fortsetzung gibt.

(Die Beurteilung fällt mir diesmal wieder sehr schwer. Einesteils war ich von dem Roman begeistert, andererseits zwischendurch gelangweilt, und dann hat mich das Talent der Autorin wirklich beeindruckt...)
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