Freitag, 15. Dezember 2006

Rezi: Der Puppenkönig


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Wolf Serno
Der Puppenkönig
Historischer Krimi
Beginn einer Serie
Droemer
HC, 489 Seiten
ISBN: 3426197472


Meine Meinung

Wer Lust auf eine Reise in die Stadt Steinfurth im späten 18. Jahrhundert verspürt, kann sich hier von einem umherziehenden jüdischen Bauchredner und einer Klagefrau führen lassen und wird ein Abenteuer erleben, das er so bald nicht wieder vergessen wird.

Wie jedes Jahr begibt sich der Puppenspieler und Bauchredner Julius Klingenthal mit seinen Puppen nach Steinfurth um bei dem dortigen Pfarrer sein Winterquartier zu beziehen. Auf dem Weg dorthin begegnet er Alena, einer außergewöhnlichen Frau, die sich ihren Lebensunterhalt als Klagefrau verdient - und zwischen den beiden funkt es. Dann jedoch geschehen grauenvolle Morde und plötzlich steht auch Julius Klingenthal in Verdacht und Lebensgefahr..

Eine Elektrisiermaschine und eine eingeheilte Hostie

In diesem Buch geht es nicht nur um einen begnadeten Puppenspieler, der aufgrund seines außergewöhnlichen Talents der „Puppenkönig“ genannt wird und um die Klagefrau Alena, es geht auch um bizarre Morde, die jedes Mal mit einer anderen Waffe ausgeführt werden, aber dennoch etwas gemeinsam haben, und es geht auch um das Judentum und die damit einher gehenden Zwistigkeiten zwischen Juden und Christen. Nicht zuletzt kommt auch die Wissenschaft zum Einsatz, medizinische Erkenntnisse, Entdecker und ihre Versuche. Interessante Einblicke werden dem Leser gewährt auch in die Welt des Aberglaubens, und da diese Ausflüge in die wissenschaftlichen Erkenntnisse dieser Zeit immer recht kurz gehalten sind, kommt keine Langeweile auf. Die Spannung ist im Gegenteil schon recht früh aufgebaut und nimmt mit jedem weiteren Mord weiter zu. Bis zuletzt wird der Leser im Unklaren gelassen, wer der mysteriöse Mörder ist. Doch anstatt ihn durch geschickt angebrachte Hinweise auf die richtige Fährte zu bringen und somit die Lösung des Rätsels in einer sorgsam aufgebauten Klimax münden zu lassen, wird der Leser durch ein zu jähes Ende überrascht. Die Lösung quasi auf einem Silbertablett präsentierend wird der Leser in die Rolle des absoluten Beobachters gedrängt. Hierdurch geht ein großer Teil des bis dato unstrittigen Lesevergnügens verloren.

„Ita est und yes und oui“ sagt Spinner-Franz

Verschiedene Figuren mit den unterschiedlichsten Charakteren kommen zum Einsatz. Was besonders gut ausgearbeitet ist, wie schon von anderen Werken des Autors bekannt, ist der jeweilige sprachliche Aspekt. Jede Figur hat ihren eigenen Wortschatz und Sprechweise und unterscheidet sich von allen anderen Personen. Schon allein dadurch entwickelt der Leser bereits Sympathien und Antipathien und wird von dem Mörder abgelenkt. Sämtliche Handlungen erscheinen logisch, selbst diejenigen, die möglicherweise bereits auf des Rätsels Lösung verweisen könnten und werden mit einer gesunden Portion Witz zum reinen Lesegenuss.

Der Leser sollte tunlichst vermeiden, die Nachbemerkungen vor dem Roman zu lesen, denn darin wird so viel verraten, dass die Aufklärung der Morde kein Rätsel mehr darstellt und sich auf jeden Fall negativ auf den uneingeschränkten Lesegenuss auswirken dürfte. Ob eine der mitwirkenden Personen tatsächlich gelebt haben könnte, ist nicht auszumachen, da keine höher gestellten Persönlichkeiten einbezogen wurden, sondern nur ganz normale Bürger einer Stadt.

Ein Abenteuer, das man nicht verpassen sollte.
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