Rezi: Die Frauen der Wolkenraths

Auf der Histo-Couch bereits erschienen und nun auch hier zu lesen: Meine Meinung zu diesem Buch:



Elke Vesper
Die Frauen der Wolkenraths
Historische Familien-Saga
Krüger
HC, 480 Seiten
ISBN: 3810522902



Eine Familiensaga in Dresden inmitten der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit des I. Weltkriegs

Käthe ist eine Frau von denen, wie sie uns gerade in dieser Zeit immer wieder begegnen. Eine Frau, die klaglos von früh bis spät schafft und dabei ihre Familie zusammenzuhalten versucht, das wirkliche Familienoberhaupt halt. Eine Frau, die ihre Gefühle zu verbergen sucht und mehr für andere da ist als für sich selbst, eine jener Frauen, die bereits in mittleren Jahren schon ein mit tiefen Falten durchfurchtes Gesicht haben, dabei aber wache Augen und einen wachen Geist. Einer solchen Frau wünscht man nur das Beste, denn auf sie kann man sich absolut verlassen.

Sie ist Ehefrau, Mutter, Meisterin-Ersatz und heimliche Geliebte. Und als der Krieg ausbricht und ihre Söhne zu Soldaten werden, bangt sie mit Millionen anderer Frauen um deren Leben. Schicksalsschläge drohen sie zu zerstören, doch sie besitzt eine Stärke, die seinesgleichen sucht.

Käthe ist eine der Frauen der Wolkenraths, doch wie der Titel schon sagt, geht es nicht nur um sie. Da ist noch Lysbeth, die Tante ihrer Mutter, schon betagt, aber dabei immer noch flink und weise, hilfsbereit, schlau und immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wird. Lysbeth ist eine Kräuterkundige, nicht selten als Hexe verschrien, obwohl sie nur die Möglichkeiten der Natur in Zusammenhang mit einem fundierten wissenschaftlichen Wissen bei der Behandlung von Kranken, Schwangeren und Gebärenden einsetzt. Dieses Wissen gibt sie an ihre Namensvetterin und Tochter Käthes weiter…

Politik, Schiebereien und Verrat

Die Autorin verwebt wichtige Details unserer Geschichte wie z.B. den Ausbruch des I. Weltkriegs, die politischen Unruhen, Verhaftung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, das „Schieben“ und andere Schlagworte, die uns aus unserem Geschichtsunterricht noch haften geblieben sind, in eine Familiengeschichte und erläutert dadurch handfest, wie die jeweiligen Geschichtsereignisse auf die Menschen eingewirkt haben, wie sie sie ertragen oder bekämpft haben, wie sie damit leben mussten. Und ganz klar geht hervor: Die eigentlichen Helden dieser Zeit sind die Frauen gewesen. Frauen wie die der Wolkenraths.

Das Buch umfasst 479 Seiten, doch beinhaltet es viele Menschenleben mit ihren Hochs und Tiefs. Die Ereignisse scheinen sich manchmal zu überstürzen, und der Leser bekommt einen Bruchteil fast nur durch Schlagzeilen vermittelt, doch ist dies genau das richtige Maß, denn dies ist unsere Geschichte, auch wenn wir erst danach geboren wurden. Wir erinnern uns an das Erzählte unserer Großeltern und sehen daher Vieles mit unserem inneren Auge besser als frühere Geschehnisse.

Haben die Wolkenraths wirklich gelebt?

Mir hat ein wenig ein Vor- oder Nachwort gefehlt, eine Auflistung aller historisch belegten Personen und der Hinweis, ob es sich bei den Wolkenraths um tatsächliche oder erfundene Personen handelt. Auch der Schluss war für mich nicht befriedigend, als fehlte noch etwas. Diese Familiengeschichte aber ließ sich sehr gut lesen und regte zum Nachdenken an – vielleicht ein Grund dafür, dass ich es nicht in einem Rutsch lesen konnte.

Für mich aber ein wirklich gutes Buch, das mich so manches Mal zu Tränen rührte.

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