Rezi: Die Frauen von der Insel


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Jessica Stirling
Die Frauen von der Insel
Schottland-Familiensaga (Bd. 1)
Bastei Lübbe
TB, 572 Seiten
ISBN: 340414600X


Schottland im 19. Jahrhundert, und hier die Insel Mull. Wie wohl das Leben damals auf dieser Insel ausgesehen hat? Womit hatten die Menschen zu kämpfen, was war deren Lebensinhalt, was ihre Werte und Normen?

Der DAILY TELEGRAPH schrieb: „Eine unwiderstehliche Geschichte um starke und schwache Familienbande, um Ehrgeiz, Gier, Loyalität und Liebe.“

Eine Familie steht im Vordergrund: die Campbells, der Vater Ronan, die Mutter Vassie, die Söhne Donnie und Neil und die Töchter Innis, Biddy und Aileen. Der Vater ist ein widerlicher Charakter, ein versoffenes Schwein, arbeitsscheu und macht den seinen das Leben schwer, während Vassie versucht, ihren Grund und Boden mit Hilfe der Kinder zu erhalten. Doch alles soll sich ändern, als auf dem riesigen Nachbaranwesen neue Besitzer einziehen...

Die Autorin hat sich für diese Saga ein riesiges Konzept zurecht gelegt und alle Charaktere und Familienbande bereits vor dem Beginn genauestens ausgearbeitet. Und so benötigt sie etwa das erste Drittel des Buches, um auch den Leser über diese ganzen Bande und Verwandtschaftsverhältnisse sowie das Leben der einzelnen Personen zu informieren. Zwar beginnt auch ihre Saga mit dem ersten Kapitel, aber durch die Erklärungen ist die wörtliche Rede knapp bemessen und der Leser mag sich fragen, wann es denn nun endlich los geht...

Doch dann überstürzen sich die Ereignisse und die Intrigen und Geheimnisse nehmen ihren Lauf. Was mir an diesem Buch sehr gut gefallen hat sind die einzelnen Charaktere. Diese sind wie im richtigen Leben nicht schwarz/weiß gehalten. Jessica Stirling bringt uns Handlungen und Gedankengänge so vielschichtiger Persönlichkeiten nahe, dass man meint, sie tatsächlich zu kennen, und kein Mensch ist hier wie der andere. Jeder einzelne hat völlig individuelle Beweggründe, die dann auch zu unterschiedlichen Handlungsweisen führen, manche durchdacht, andere unüberlegt. Und am Ende des Buches hat man eine Ahnung davon, wohin das ganze wohl noch führen könnte...

Etwas ganz Besonderes, Herausstechendes ist hier immer der Beginn eines neuen „Aktes“. Der Leser wird ganz bewusst im Ungewissen gelassen, um welche Person es sich gerade handelt, bis er durch die Gedankengänge und Handlungen dieser Person selbst herausfindet, wer gemeint ist. Und seltsamerweise folgt auch kurz danach die Auflösung, indem die Autorin endlich den Namen des Akteurs oder der Akteurin nennt.

Fazit:
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich freue mich schon auf die folgenden Bände, die ich nun wieder bewusst nicht sofort folgen lasse.

Ein wenig schwer habe ich mich damit getan, eine Lieblings-Person zu finden, da das Identifizieren nicht so ganz einfach ist. Und das zeigt eigentlich, wie gut die Charaktere ausgearbeitet sind, denn wer ist schon wie ich? *lach*

Bewertung:
Die Bewertung fällt mir unheimlich schwer. Und eigentlich würde ich gern 2 „Zensuren“ erteilen. Eine für das schriftstellerische Können und eine für meine subjektive Meinung, wie mir persönlich das Buch gefallen hat. Die schriftstellerische Leistung bekäme von mir eine klare 1 (also 10 von 10 möglichen Sternchen). Wobei es natürlich teilweise auch an der hervorragenden Übersetzung liegen mag, aber die Sprache ist eine außerordentlich gute, gehobene, ohne jedoch abzuheben und ohne sich in Widersprüchen zu verwickeln. Gar nicht so einfach bei einer solchen Vielzahl von Personen, die in diesem Buch mitspielen! Und meine subjektive Meinung ist dann eine 2. Da es sich um eine Familiensaga handelt, fehlt mir ein bisschen die Spannung, der Nervenkitzel und der Temporeichtum, den ich bei Krimis, Thrillern und auch historischen Romanen in konzentrierterer Form finde. Aber alles in allem ein wirklich empfehlenswertes Buch.

Und wer das Gälische mag – hier wird manchmal noch Gälisch gesprochen, wobei natürlich die Übersetzung gleich mit enthalten ist. Auf jeden Fall ein lesenwertes Buch für Schottland-Fans

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