Rezi: Die Rose von Lancaster
Für die Histo-Couch habe ich geschrieben:
Ein Zeitreiseroman mit einer interessanten Theorie
Für jeden Menschen auf dieser Welt gibt es den passenden Partner, irgendwo, irgendwann. Davon sind nicht wenige überzeugt. Was, wenn dieser ideale Partner nicht in der gleichen Zeit lebt? Hat man dann einfach Pech gehabt?
Denise Giardina gibt uns einen Einblick in eine interessante Zeitreise-Theorie. Durch ungewöhnliche Vorfälle verursacht, beispielsweise die Sprengung eines Berges, gerät die Zeitschleife etwas durcheinander. So genannte Wurmlöcher entstehen und Menschen fallen unbeabsichtigt durch diese Löcher und finden sich in einer anderen Zeit wieder.
So geschieht es einigen Figuren im ersten Buch „Die Geliebte des Raben“. Der im Ruhestand befindliche Wissenschaftler John Cabell hat ein Wurmloch in einem Berg entdeckt und geht eines Tages hindurch. Er findet sich im englischen Norchester des siebzehnten Jahrhunderts wieder. Das verursacht in beiden Zeitebenen eine Menge Wirbel, vor allem als er dann wieder im Heute und Jetzt auftaucht. Auch Lydde Falcone, seine Nichte, bereits nicht mehr ganz jung und allein lebend, macht diesen Zeitsprung und findet, um etliche Jahre verjüngt, im puritanischen Norchester den Mann ihres Lebens. Noah Fallam lebt ein Doppelleben, denn nachts macht er sich verkleidet auf den Weg und versucht den Menschen seiner Zeit zu helfen. Eine Art Robin Hood. Als er verhaftet und eingekerkert wird, befreit ihn Lydde und sie fliehen auf einem Schiff, der „Rose von Lancaster“ in die Neue Welt, Amerika.
Fanatische Puritaner. Leibeigene und „die liebe Verwandschaft“
In diesem Buch gibt uns Denise Giardina vor allem eine gute Vorstellung vom Leben der ersten Siedler in der Englischen Kolonie West Virginia. Einige Glaubensgemeinschaften wie z.B. die Quäker werden ein wenig unter die Lupe genommen, Fanatismus, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Höhepunkte und Tiefschläge, mit denen die Menschen fertig werden mussten sowie politische Veränderungen. Auch die Beschaffung billiger Arbeitskräfte auf den Plantagen noch bevor es schwarze Sklaven gab und ihren Wert beschreibt sie glaubhaft. Ihre Protagonisten Lydde und Noah Fallam sowie deren Verwandte und Freunde werden vor unseren Augen lebendig und der Leser bangt nicht selten um deren Leben.
Szenenwechsel in die Gegenwart zu John Cabell und seiner Frau Lavinia und die Veränderungen, die durch die Zeitsprünge verursacht wurden, werden nicht als störend empfunden, sondern geben der Zeitreise-Theorie mehr Leben. Nur die später aufrecht erhaltene Verbindung beider Zeiten durch eine Art Rohrpost, durch die nicht nur wöchentliche Zeitungen, sondern sogar Pizzen geschickt werden, war keine gute Idee, bringt die innere Logik der Theorie ins Wanken und mindert den Lesegenuss ein wenig.
Die Wertstellung der Frau im 17. Jahrhundert
Gut ausgearbeitet sind die Charaktere. Eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts im siebzehnten Jahrhundert Fuß fassen zu lassen und all die Stolperfallen aufzuzeigen, worüber eine emanzipierte Frau in einer derartigen Zeit stolpern kann, mit allen Konsequenzen, verlangt Respekt ab. Lydde lässt sich schwerlich den Mund verbieten und eckt immer wieder an. Und die Neuerungen, die sie einführt, werden zwar geduldet, die erreichten Verbesserungen aber nicht ihr zugeschrieben, sondern ihr im Gegenteil sogar zum Strick gedreht. Auch kann sie weder kochen, noch nähen und ist im allgemeinen nach damaligen Maßstäben keine gute Frau.
Sprachlich sehr ansprechend und leicht zu lesen ist dieses Buch eine gelungene Abwechslung und leichte Lektüre, ohne flach zu sein und um Längen besser als der erste Band. Liebhaber von Zeitsprüngen werden ihre Freude haben.
Denise Giardina Die Rose von Lancaster Historischer Zeitreise-Roman Knaur TB, 461 Seiten ISBN: 3426631385 (klick aufs Cover) |
Ein Zeitreiseroman mit einer interessanten Theorie
Für jeden Menschen auf dieser Welt gibt es den passenden Partner, irgendwo, irgendwann. Davon sind nicht wenige überzeugt. Was, wenn dieser ideale Partner nicht in der gleichen Zeit lebt? Hat man dann einfach Pech gehabt?
Denise Giardina gibt uns einen Einblick in eine interessante Zeitreise-Theorie. Durch ungewöhnliche Vorfälle verursacht, beispielsweise die Sprengung eines Berges, gerät die Zeitschleife etwas durcheinander. So genannte Wurmlöcher entstehen und Menschen fallen unbeabsichtigt durch diese Löcher und finden sich in einer anderen Zeit wieder.
So geschieht es einigen Figuren im ersten Buch „Die Geliebte des Raben“. Der im Ruhestand befindliche Wissenschaftler John Cabell hat ein Wurmloch in einem Berg entdeckt und geht eines Tages hindurch. Er findet sich im englischen Norchester des siebzehnten Jahrhunderts wieder. Das verursacht in beiden Zeitebenen eine Menge Wirbel, vor allem als er dann wieder im Heute und Jetzt auftaucht. Auch Lydde Falcone, seine Nichte, bereits nicht mehr ganz jung und allein lebend, macht diesen Zeitsprung und findet, um etliche Jahre verjüngt, im puritanischen Norchester den Mann ihres Lebens. Noah Fallam lebt ein Doppelleben, denn nachts macht er sich verkleidet auf den Weg und versucht den Menschen seiner Zeit zu helfen. Eine Art Robin Hood. Als er verhaftet und eingekerkert wird, befreit ihn Lydde und sie fliehen auf einem Schiff, der „Rose von Lancaster“ in die Neue Welt, Amerika.
Fanatische Puritaner. Leibeigene und „die liebe Verwandschaft“
In diesem Buch gibt uns Denise Giardina vor allem eine gute Vorstellung vom Leben der ersten Siedler in der Englischen Kolonie West Virginia. Einige Glaubensgemeinschaften wie z.B. die Quäker werden ein wenig unter die Lupe genommen, Fanatismus, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Höhepunkte und Tiefschläge, mit denen die Menschen fertig werden mussten sowie politische Veränderungen. Auch die Beschaffung billiger Arbeitskräfte auf den Plantagen noch bevor es schwarze Sklaven gab und ihren Wert beschreibt sie glaubhaft. Ihre Protagonisten Lydde und Noah Fallam sowie deren Verwandte und Freunde werden vor unseren Augen lebendig und der Leser bangt nicht selten um deren Leben.
Szenenwechsel in die Gegenwart zu John Cabell und seiner Frau Lavinia und die Veränderungen, die durch die Zeitsprünge verursacht wurden, werden nicht als störend empfunden, sondern geben der Zeitreise-Theorie mehr Leben. Nur die später aufrecht erhaltene Verbindung beider Zeiten durch eine Art Rohrpost, durch die nicht nur wöchentliche Zeitungen, sondern sogar Pizzen geschickt werden, war keine gute Idee, bringt die innere Logik der Theorie ins Wanken und mindert den Lesegenuss ein wenig.
Die Wertstellung der Frau im 17. Jahrhundert
Gut ausgearbeitet sind die Charaktere. Eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts im siebzehnten Jahrhundert Fuß fassen zu lassen und all die Stolperfallen aufzuzeigen, worüber eine emanzipierte Frau in einer derartigen Zeit stolpern kann, mit allen Konsequenzen, verlangt Respekt ab. Lydde lässt sich schwerlich den Mund verbieten und eckt immer wieder an. Und die Neuerungen, die sie einführt, werden zwar geduldet, die erreichten Verbesserungen aber nicht ihr zugeschrieben, sondern ihr im Gegenteil sogar zum Strick gedreht. Auch kann sie weder kochen, noch nähen und ist im allgemeinen nach damaligen Maßstäben keine gute Frau.
Sprachlich sehr ansprechend und leicht zu lesen ist dieses Buch eine gelungene Abwechslung und leichte Lektüre, ohne flach zu sein und um Längen besser als der erste Band. Liebhaber von Zeitsprüngen werden ihre Freude haben.
Sunsy - 14. Mär, 18:43 - in: Rezensionen - Historisch
- 0 Trackbacks - 1067 mal gelesen
Trackback URL:
https://sunsys.twoday.net/stories/3436112/modTrackback