Ausgelesen habe ich:
Meine Meinung:
„Diese Welt“, sagte sie. „Gefällt sie dir eigentlich?“
Was für eine Frage. Farid stellte sich nie solche Fragen. Es gefiel ihm, wieder bei Staubfinger zu sein. Wo das war, war ihm egal.
„Sie ist grausam, findest du nicht?“, fuhr Meggie fort. „Mo hat das oft zu mir gesagt: dass ich zu leicht vergesse, wie grausam sie ist.“
Farid strich ihr mit seinen verbrannten Fingern über das helle Haar. Selbst in der Dunkelheit schimmerte es. „Sie sind alle grausam“, sagte er. „Die, aus der ich komme, die, aus der du stammst, und diese hier. In deiner Welt sieht man die Grausamkeit vielleicht nicht gleich, sie ist versteckter, aber da ist sie trotzdem.“
„Tintenblut“ ist das zweite Buch der Trilogie und noch viel besser als das erste, was mich vor eine schier unlösbare Aufgabe bei der Bewertung stellt, denn „Tintenherz“ hat bereits 10 von möglichen 10 Sternen von mir erhalten.
Aber fangen wir von vorn an: Es geht um die Liebe zu Büchern, um lebendige Worte, Worte, die einen zwischen die Seiten eines Buches mitten in eine Geschichte hinein katapultieren können, so dass man meint, nicht nur die Geräusche wahrzunehmen, sondern auch jeglichen Geruch sofort in der Nase zu haben, welcher mit Worten so genau wie möglich beschrieben wurde. Ist es uns nicht schon passiert, dass wir beim Lesen alles um uns herum vergessen und plötzlich bemerken, dass es bereits dunkel geworden ist, der Magen seit Stunden knurrt und wir nur einfach nicht aufhören konnten, die Geschichte, in der wir gerade versunken waren, zu Ende zu lesen? Und wenn wir ehrlich sind: Gab es nicht die eine oder andere Geschichte, in die wir gern hineingeschlüpft wären?
Genau das hat Cornelia Funke wahr werden lassen. Bereits im ersten Band sind Menschen aus unserer Welt in die Tintenwelt verschwunden und erdachte Figuren aus ihr in unsere Welt „herausgelesen“ worden. Wir begegneten Capricorn, einem Anführer einer Bande von Brandstiftern, seiner Mutter Mortola, auch die Elster genannt, Staubfinger mit seinem gehörnten Marder Gwin und natürlich Mortimer Folchart, genannt Zauberzunge und seiner Tochter Meggie sowie vielen weiteren Personen. Viele von ihnen sehen wir in diesem Band wieder, von anderen mussten wir uns verabschieden, und neue lernen wir kennen.
Wen bereits „Tintenherz“ in seinen Bann gezogen hat, wird nicht Halt machen, sondern wissen wollen, wie die Geschichte weitergeht und wird nicht enttäuscht werden, denn sogleich mit den ersten Seiten ist die alte Ungeduld wieder da, das Prickeln unter der Haut und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Während im ersten Band Staubfinger noch zum Verräter wider Willen wurde, einen schwachen Eindruck machte und einem das Gefühl gab, irgendwie verloren zu sein, entwickelt er sich in diesem Buch zu einem Helden und Resa, Meggies Mutter, erhält ihre Stimme zurück. Fenoglio wird ein wenig größenwahnsinnig, aber sonst haben die bekannten Figuren größtenteils ihre bekannten Charaktermerkmale behalten. Und während wir uns in „Tintenherz“ in unserer Welt befanden, dürfen wir nun die Tintenwelt erkunden, Feen tanzen sehen und Staubfinger mit dem Feuer flüstern hören.
Ein unvergleichliches Erlebnis. Und ich übertreibe nicht, wenn ich zugebe, dass ich kurz vor dem Schluss herzzerreißend geheult habe und zwei Taschentücher brauchte, um meine Tränen zu trocknen. Nur wenige Bücher haben das bisher geschafft.
Meine Bewertung: 11/10 – super!