Rezi: Das Buch, in dem die Welt verschwand
Wolfram Fleischhauer
Das Buch, in dem die Welt verschwand
Historischer Roman
Knaur
TB, 448 Seiten
ISBN: 3426627752
Man schreibt das Jahr 1780. Der junge Nürnberger Arzt Nicolai Röschlaub soll einer Reihe merkwürdiger Todesfälle nachgehen. Begleitet von einer rätselhaften jungen Frau beginnt für Nicolai eine Suche, die ihn an die äußersten Grenzen des Landes und ins Innerste seiner Seele führt. Die Zeit drängt, denn das Geheimnis ist aus dem Stoff, der eine Welt zerstören kann.
Ein junger Lizenziat, wissbegierig und experimentierfreudig, wird aus Nürnberg in den Fränkischen Wald gerufen. Was er dort findet, ist eine Reihe beunruhigender Todesfälle, die alle irgendwie miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. Alle Toten haben ein seltsames Geschwür unter dem linken Lungenflügel und sind keines natürlichen Todes gestorben. Im Auftrag des Justizrates Giancarlo Di Tassi versucht er der Sache auf den Grund zu gehen und entdeckt Ungeheuerliches.
Der Titel lenkt den Leser zunächst auf eine völlig falsche Fährte, denn Bücher werden zwar immer mal wieder erwähnt, aber die Handlung dreht sich doch um Morde, Selbstmorde, Postkutschenüberfälle und vielen Fragen, die sich im Laufe der Ermittlungen stellen, beantwortet werden oder die Ermittler auf eine neue Spur bringen. Da wäre zum Beispiel die Unbekannte, die schreiend neben einem brutal ermordeten Mann gefunden wird und quasi aus Rätseln zu bestehen scheint. Nicolai ist von ihr fasziniert, doch ist er sich lange Zeit nicht sicher, was er von ihr zu halten hat.
Es ist die Zeit kurz vor der Französischen Revolution und im Deutschen Reich geht es drunter und drüber. Unzählige Fürstentümer, in denen unterschiedliche Gesetze gelten, erschweren eine Strafverfolgung. So scheint es rechtens, dass es eine Institution gibt, die über allen Gerichten steht und „landesübergreifend“ fungieren kann. Doch gibt es auch Bruderschaften, Sekten, aufgeklärte Geister und jede Menge kriminelle Banden, die sich gegenseitig einen erbitterten Kampf liefern. Das Reisen ist äußerst mühevoll und nicht selten sind durch schwere Unwetter die Straßen derart aufgeweicht, dass ein Fortkommen unmöglich ist und gewartet werden muss. Nicht selten überschlagen sich die Kutschen sogar, Achsen brechen und Straßenräuber treiben ihr Unwesen.
Wolfram Fleischhauer bringt diese Zeit sehr gut zur Geltung. Während der Leser mit Nicolai zusammen auf die Suche geht, erfährt er mehr und mehr über die Menschen dieser Zeit und kann es kaum erwarten, das Rätsel zu lösen und die Todesfälle zu erklären. Geschickt flicht der Autor eine Idee, einen zündenden Gedanken von solcher Brisanz in seine Geschichte ein, die in einem Buch veröffentlicht in ihren Auswirkungen unser aller Leben verändert hat: Das Buch, in dem die Welt verschwand – nämlich die Welt, wie man sie bis dahin gekannt hat.
Zeitweilig hatte ich eine Art Dejavue von „Sleepy Hollow“ und könnte mir Johnny Depp durchaus in der Rolle von Nicolai Röschlaub vorstellen… Ein gutes Buch, wenn auch nicht überragend, denn das eigentliche Thema des Buches ist dann letzten Endes gar nicht mehr so interessant für mich gewesen, als es endlich zur Sprache kam.
Meine Wertung: 8 von 10 Sternen.
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