Rezi: Die Blutschrift
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Robyn Young Die Blutschrift Historischer Roman Blanvalet TB, 703 Seiten ISBN: 3442366577 |
Die Geschichte der Kreuzzüge aus der Sicht des Westens und des Ostens
„…wir wirken im Verborgenen, und noch nicht einmal der Großmeister weiß von unserer Existenz. Wir nennen uns Anima Templi – die Seele des Tempels.“
William Campbell, ein junger Schotte und Sohn eines Tempelritters, wächst ohne seine Familie im Orden der Templer auf. Er lernt nicht nur mit dem Schwert umzugehen, um eines Tages die Gelübde abzulegen und wie sein Vater zum Ritter geschlagen zu werden damit er dereinst im Heiligen Land die christlichen Siedlungen beschützen kann. Als Sergeant hat er außerdem zuvor viele Pflichten zu erfüllen und eine harte Schule zu durchlaufen. Er lernt schmerzlich, wem er vertrauen kann und wem nicht und steht eines Tages der „Armbrust“, Baibars al-Bunduqdari, gegenüber…
Die beiden Seiten
„Die Blutschrift“ erzählt die Geschichte der Kreuzzüge im späten 13. Jahrhundert, die teilweise auf historisch belegten Fakten beruht. Baibars al-Bunduqdari, Sultan Ägyptens und Syriens, ließ eroberte Kreuzfahrerstädte völlig zerstören, wie das mit Ayn Jalut, Safed und Antiochia geschah. Seine Grausamkeit schien kein Ende zu haben, und dabei war er völlig unberechenbar. Gegebene Versprechen hielt er ein oder auch nicht, und sein Name flößte Furcht und Entsetzen ein, während er noch heute in Teilen des Mittleren Ostens als Held verehrt wird.
Demgegenüber stehen verschiedene Orden von Rittern der westlichen Welt wie die Deutschordensritter, die Johanniterritter oder die Tempelritter. Ihre Aufgabe sollte es sein, die im Heiligen Land eroberten christianisierten Gebiete zu beschützen. Es ist die Zeit vor dem 7. Kreuzzug König Ludwigs IX., Prinz Edward ist noch nicht König von England.
Kreuzritter treffen auf Mamelucken
Robyn Youngs Debüt ist ein Roman, der historische Fakten, Fiktion und eine Mischung aus beidem gekonnt miteinander verbindet. Wie sie selbst in ihren Anmerkungen schreibt, blieb sie dabei so dicht wie möglich an historischen Ereignissen und Charakteren. Prinz Edward, allgemein als „Hammer der Schotten“ oder auch „Longshanks“ bekannt, zeigt sein wahres Gesicht und geht rücksichtslos zu Werke, um die als Pfand einem Orden überlassenen Kronjuwelen möglichst gar nicht erst aushändigen zu müssen. Völlig glaubhaft erzählt die Autorin eine Geschichte, die so brutal und intrigant geschehen sein könnte, ja teilweise sogar geschehen ist.
Das Buch beginnt mit einer Schlacht, in der Baibars al-Bunduqdari noch nicht Sultan ist. Vielleicht nicht der beste Einstieg, denn es fällt schwer, sofort Zugang zu den Personen zu finden, und man betrachtet diese Schlacht zunächst sehr distanziert. Doch mit dem nächsten Kapitel beginnt der rote Faden aufzurollen in Form eines geheimen (fiktiven) Buches einer (fiktiven) geheimen Bruderschaft innerhalb des Templerordens und nimmt rasch Fahrt auf.
Durch häufige Szenenwechsel zu den einzelnen Protagonisten behält der Leser den Überblick über gleichzeitig ablaufende Ereignisse und hat nicht selten das Gefühl, einen Breitwandfilm zu verfolgen. Über die Jahre hinweg verändern sich die Personen, Charaktere formen sich und bilden sich sehr vielfältig aus. Es gibt eigentlich keinen reinen guten oder reinen bösen Charakter, was mir persönlich sehr sympathisch war. Der Roman lebt nicht nur von den Hauptrollen, die Nebenrollen sind ebenso wichtig und runden das gesamte Bild wunderbar ab.
Robyn Young schreibt sehr anschaulich und bringt den Leser mit nur wenigen Attributen mitten in das Geschehen hinein. Gerüche, Geräusche und visuelle Wahrnehmungen sind sofort vorhanden und halten den Leser in einer Spannung gefangen, die es zunehmend erschwert, das Buch zur Seite zu legen.
Ein Auszug aus dem Gralsbuch, eine Karte des Heiligen Landes um 1260, die Anmerkungen der Autorin und ein Glossar runden das Ganze ab. Ein Roman, der auf die Bestsellerlisten gehört!
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