Mittwoch, 11. Oktober 2006

Rezi: Das Lächeln der Fortuna


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Rebecca Gablé
Das Lächeln der Fortuna
Historischer Roman
Bastei Lübbe
TB, 1193 Seiten
ISBN: 3404770471

Wer für die britische Geschichte ein Faible hat und gern mehr erfahren möchte, aber Spannenderes lesen als durch bloße Geschichtsbücher dokumentiert, wird früher oder später über Rebecca Gablé stolpern. – Ein unbedingter Geheimtipp für das Genre Historischer Romane!

1360 bis 1399

Anhand einer fiktiven Person und seines Lebens mitten im hundertjährigen Krieg bis hin zum Sturz von König Richard II. bringt die Autorin einen Abschnitt umwälzender Geschichte farbenfroh und so genau geschildert zum Lesegenuss, dass der Leser meint, mitten im Geschehen zu stehen und mit eingreifen zu wollen, wenn Intrigen, Verrat und Korruption das Atmen erschweren.

Robert of Waringham, genannt Robin, nimmt sein Leben in seine eigenen Hände, als er während seiner Ausbildung im Kloster vom Tod seines Vaters erfährt. Des Titels und seines Erbes beraubt, begibt er sich dennoch auf sein Gut und verdingt sich als Pferdeknecht. Und so beginnt ein Lebenslauf, der quasi trotz adliger Abstammung als Knecht ohne Privilegien seinen Lauf nimmt. Doch damit nicht genug werden Mortimer, der Sohn des neuen Lord of Waringham, und er erbitterte Feinde.

Ritterlichkeit und Edelmut

Das Buch könnte man in drei Abschnitte einteilen: 1.) Robin als Jüngling und Pferdeknecht, 2.) Robin als Ritter unter falschem Namen, für England kämpfend und letztendlich die Rehabilitation seines Vaters erreichend und 3.) Robin als Vasall des Königs. Als bester Freund von John of Gaunt, des Dukes of Lancaster, und seines Sohnes Henry, dem späteren ersten vom Parlament gewählten König in der Geschichte Englands, nimmt diese fiktive Person einen wahrhaft heroischen Platz in der Politik um den Thron Englands ein. Wir erfahren von Schlachten – wie dem Kastilien- und dem Schottlandfeldzug -, sehen ganze Familien durch die immer wiederkehrenden Pestepidemien und die Auswirkungen des hundertjährigen Krieges dahin gerafft nahezu aussterben. Doch Rebecca Gablé schildert nicht nur die nackten Fakten, sie versteht es, diese in eine Geschichte zu verweben, die an Spannung und Facettenreichtum ihresgleichen sucht.

Ein Pferdeflüsterer?

Robin ist ein Mann, der durch die Feder der Verfasserin so vertraut erscheint, dass man meint, ihn zu kennen. Ein Edelmann nicht nur von Geburt, sondern vom Wesen her wie er im Buche steht. Gäbe es die Tafelrunde noch, er wäre mit Sicherheit einer dieser Ritter gewesen. So wurde er „nur“ in den Hosenbandorden aufgenommen. Und er besitzt eine besondere Gabe, eine Gabe, die ihm zum Verhängnis hätte werden können. Robin scheint einen mentalen Weg zur Kommunikation mit Pferden gefunden zu haben. Auch seine Schwester verfügt über eine besondere Gabe, und sie wie auch er vererben diese Gabe an einige ihrer Nachkommen weiter. Eine große Bürde in einer Zeit, in der die Inquisition hart durchgreift.

Das Mittelalter war eine Zeit, in der Vergewaltigung und Hurerei völlig normal erschienen. Selbst Männer von höchstem Rang hatten oft nicht nur eine Geliebte neben ihrer Gemahlin, sondern hurten auch während ihrer Feldzüge herum und hatten oft nicht wenige Bastarde in den verschiedensten Erdteilen. Letzten Endes verhalf auch dies, die Fortführung der eigenen Linie zu erhalten. Rebecca Gablé schildert uns nun einen Mann, der aus Liebe heiratet und seiner jeweils Angetrauten treu blieb. Somit wird er uns auf Anhieb sympathisch. Er versucht, Reformen durchzusetzen, zusätzliche Steuern zu verhindern oder zumindest abzuschwächen, und zeigt ein Verständnis für das Wohl der Menschen, das ihm fast zum Verhängnis wird.

Ein klares Bild des 14. Jahrhunderts wird hier skizziert, Geschichte zum Anfassen.

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